04. Meine Gedichte (2004/2005)

 

14. Die apokalyptischen Reiter

(sehr düster, weiß auch nicht mehr, welcher teufel mich da gerissen hat)

 

Wir wollen Angst in fremder Augen

Und eigen Köpfe rollen sehen,

Die, die als Mensch uns nichts mehr taugen,

Taugen nur noch als Tantiemen.

Wir sitzen stattlich, situiert und wohl bequem,

Auf dem Rücken fremder Pferde, doch, doch, sehr angenehm !

Die Zeit um uns zerfließt, stirbt auf Krücken, doch zu schnell,

Verwandelt sich hinter unserem Rücken zum längst schon traurigen Gesell,

Ja, so schmückt man sich neuerdings mit fremden Waalen,

Doch tief im Inneren, oh Freunde, brennen nur noch dieselben alten Tantalusqualen !

Sind zu spät geboren und dies in einer viel zu frühen Zeit,

Der Restbestand der eigenen Seelen längst schon für den Ausverkauf bereit,

Singen Klagelieder, die nicht einmal unserem Munde entsprungen,

Haben viel zu lange mit der Ewigkeit gerungen,

Das Volk schon fast komplett vergiftet durch Pest und Gischt,

Und diejenigen, die noch gerade gehen, zerren wir vor unser Scherbengericht,

Es regieren nur noch Hass und Neid,

Und dennoch, noch überwiegt die Heiterkeit.

 

15. An einen alten Freund...

Ich glaube, ich gehe jetzt, hab den Koffer inner Hand,

tausend Stunden lang auf dich gewartet, derselbe Stand,

Es gibt kein „für“mehr und kein „wider“,

 

nur noch vor,  kein „zurück“,

 

Dein rebelisches Auftreten, es wirkt bieder,

 

Wiedermal hatte ich kein Glück,

 

Wenn es doch nur noch was zu sagen gäbe, irgendeine Silbe, doch da ist nichts mehr,

Wenn es doch nur noch was zu sagen gäbe, nur ein Wort, ich ginge nicht…

LEER

 

Ich kannte dich noch, da mochte dich fast niemand, jetzt kennst du über tausend Leute,

 

Naja, ich schätze, dass muss so sein, wozu brauchst du mein Freundschaftsband denn noch heute ?

 

Ich war dir wohl mal wichtig – irgendwann in diesem Leben,

 

Doch nun kommt von dir keine Erschütterung mehr, nisch’ mal ein leichtes Beben,

 

Nicht mal ein Abschiedswort oder ein „Danke für Alles“ als Gruß,

 

Nein, nix, nur ich, fliege mit dem Wind durch’s Fenster Richtung Straße. Weg von hier. Schluss.  

 

Wenn es doch nur noch was zu sagen gäbe, irgendeine Silbe, doch da ist nichts mehr,

Wenn es doch nur noch was zu sagen gäbe, nur ein Wort, ich ginge nicht…

LEER

 

Bitte sei mir nicht böse, ich war diesmal schneller als du,

 

Also halt die Ohren steif, „Allah Alder !“ nach dir die Sintflut,

 

Einer muss den Schlussstrich ziehen, ich tu das nicht grad gerne

- deine Anteilnahme eher mäßig -

 

Nein, mach dir keinen Kopf um mich, mir geht’s gut, soweit iss alles lässig.

 

Es hat dich ja die ganze Zeit auch nicht interessiert, warum sollte es das jetzt ?

 

Gib ruhig zu, eigentlich biste zu frieden mit diesem Ende, welches du kommen lässt,

 

Wenn es doch nur noch was zu sagen gäbe, irgendeine Silbe, doch da ist nichts mehr,

Wenn es doch nur noch was zu sagen gäbe, nur ein Wort, ich ginge nicht…

SO LEER

 

Wenn du nicht mal mehr meinen Namen kennst und dir schon ein paar Worte zuviel sind,

 

Dann muss ich wohl einsehen, dass wir uns anscheinend nichts mehr zu sagen haben,

 

Ja, ich war naiv genug zu glauben, es würde sich ändern, doch ich bin bestimmt nicht blind,

 

Werde gehen und jede Hoffnung nun begraben,

 

Ich hab die Zeit mit dir nie bereut, es ist ok, ok, wenn du dich heute lieber ohne mich freust,

 

Doch ich schätze auch für dich kommt mal der Tag, an dem du all das hier bereust…

 

16.  Im Bauernhof zur Höllenglut…

(Man spricht in der heutigen Zeit ja nicht allzu gerne über die Vergangenheit unseres Landes, auch wenn dies zwingend nötig wäre. Und wenn man einmal wirklich dazu bereit ist, über die Verbrechen zu sprechen, die unserer Land vor Jahren an anderen Nationalitäten angerichtet hat, dann hagelt es nur wieder irgendwelche Statistiken über Juden. Worüber aber niemand spricht oder wo fast niemand gerne zuhört sind die Grausamkeiten gegenüber Kindern. Diese werden nach wie vor unter den Tisch gekehrt… Unser Land wird schon wieder Kinderunfreundlicher und der Ruf nach Gehorsam wird wieder einmal laut. Längst schon vergessen, was dieser Ruf einst angerichtet hat. Dieses Gedicht ist all den Kindern gewidmet, die in Folge des nationalsozialistischen Terrors umkamen.) 

 

 

 

Der Bauernhof zur Höllenglut,

Dort treibt man sie hinein,

Umgeben von der Geier’s Brut,

Da sollen sie ruhig schreien !

Ein Blitzeinschlag, Blut, Gischt,

Und wieder ein viel zu kleines Gesicht,

Auf dem Asphalt verwischt,

Schreie hallen durch leere Gänge,

Bedrückend ist der Schreien Menge,

Und niemand sieht das kleine Tierchen sitzen,

Ein Rehlein sich das viel zu zarte Sein aus(s)chwitzen,

Ein dummes, kleines Huhn das gackernd schon sein „Lebewohl“ singt,

Nicht ahnend, was das Gackern mit sich bringt,

Fast wie ein durchnässtes Kätzchen,

Mit scheuen, viel zu kalten Augen,

Die Luft für Sätze nicht, auch nicht für Sätzchen,

Vielleicht nur so zum atmen will sie ihm noch taugen,

Das angeschwollene Mündchen,

Sie hat vergessen, „wo“ und „wie“ sie hergekommen,

Solch ein herrenloses Hündchen,

Hat Brot und Leben nicht verdient, man hat es ihr genommen,

Auf längst schon blutleeren Brettern,

taub und fast schon blind,

Wollt’ fliegen, wie ein Vogel zu den Blättern,

Doch es fehlte jeglich Wind,

Denn wo selbst die Sonne das Scheinen meidet,

Dort der Mond auch schon nicht mehr weidet,

Denn wo schon ein so junges Lachen auf Wunsch nicht gedeiht,

Da ist vergessen all das Hoffen, die Liebe und die Menschlichkeit.

 

17. Einsamkeit

 

Deine Philosophie – nur Utopie,

Deine Phantasie – Monotonie,

Deine Meinung – nur eine Modeerscheinung,

Dein Ich – bestechlich,

Dein Herz – zerbrechlich,

Dein Verstand – ignorant,

Dein Ego – intolerant,

Deine Träume – nichts als Sand,

Deine Seele – ausgebrannt,

Deine Wunden – nie ganz verheilt,

Deine Meinung – zweigeteilt,

Deine Stimme – die, der Vernunft, nicht die des Herzes,

Deine Tränen – nur die der Enttäuschung, nicht die des Schmerzes,

Dein Spiegelbild – ein Schreckgespenst,

Die Liebe – ausgegrenzt,

Und wenn dir etwas glückt,

Dann doch meist nur, weil man dich drückt,

In das Schema der Belanglosigkeit,

Bis in die Ewigkeit

Einsamkeit

 

 

 18. Das Glas

 (Das Allerallererste was ich geschrieben hab)

Das Glas,

Es fällt,

aus ihrer Hand,

Die Jugend liegt nun in Scherben,

Der Gatte dreht sich stumm zur Wand,

Die Antwort heißt: Verderben,

So geht sie hin, so singt sie nieder,

Besoffen von all den schönen Liebeswehen,

Des Mannes Abbild im Augenwinkel,

Er schaut bieder,

Man wird sie wohl nie wieder sehen,

Mit letzter Kraft, so beißt sie zu,

Der Biss fährt unter seine Haut,

So hat sie ihm, vor der letzten Ruh,

Noch das Geschlecht geklaut.

 

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