08. Andere Gedichte (nicht von mir)

So ! Genug von mir und meinen Ergüssen ! Hier kommen die Gedichte, Songtexte usw. anderer Künstler hin, welche mir gut gefallen, oder welche mich in irgendeiner Art und Weise geprägt haben.

Konstantin Wecker

www.wecker.de

 Konstantin Alexander Wecker (* 1. Juni1947 in München) ist ein deutscher Musiker, Liedermacher, Komponist und Autor. Konstantin Wecker tritt auf Kundgebungen der Friedensbewegung auf. Mit dem Motto Nazis raus aus dieser Stadt tourte Wecker zusammen mit den Liedermachern Strom & Wasser im Jahr 2006 durch Ostdeutschland. Nach den ersten Erfolgen als Liedermacher begann Konstantin Wecker Kokain zu schnupfen. Die erste literarische Aufarbeitung dieses Themas findet sich in den Ketzerbriefen eines Süchtigen (1981). In seinem 1993 erschienenen Roman Uferlos mit deutlich autobiografischen Zügen thematisierte er das Thema Drogen deutlich. In den 1990er Jahren verfiel Wecker der Droge erneut – nach eigener Aussage konsumierte er von 1994 bis zu seiner Verhaftung am 29. November 1995 täglich bis zu 7 Gramm Freebase/Kokainbase und Kokain und litt an Wahnvorstellungen. Die folgenden Gerichtsverhandlungen zogen sich über Jahre hin. Im April 2000 wurde er in dritter Instanz zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Sein 1997 gehaltener Vortrag zum Thema vor Nervenärzten in Erlangen erschien zwei Jahre später unter dem Titel Es gibt kein Leben ohne Tod in Buchform. Wecker gillt als Unangepasster, einRebell:

Seine Gedichte/Songtexte:

Alle haben Recht

Ja, der Meier hat recht,
und der Müller hat recht,
und der Peter hat recht,
und die Mia hat recht. 
Und der Kohl hat recht,
und der Wirsching hat recht.
Und vor allem habe ich
in erster Linie immer recht.
Meine Mutter hat recht,
ein Pfund Butter hat recht,
die Raketen haben recht,
und die, die beten, haben recht.
Ja, die Grünen haben recht,
und die, die sühnen, haben recht.
Alle Hünen sind im Recht,
und die auf Bühnen haben recht.
Alle, alle, alle habn se recht,
und den andern, andern, andern geht es schlecht.
Und so ist das ganze Menschengeschlecht
seit Jahrtausenden im Recht.
Alle wissen alles besser.
Und wenn´s sein muß, mit dem Messer.
Körner- oder Leichenfresser,
immer findt sich ein Professor,
der ein letztes Urteil fällt,
das die Welt zusammenhält.
Alle Kritiker habn recht,
die Politiker habn recht,
und vor allem, nicht vergessen,
ich, ich, ich, ich habe recht.
Alle Krieger haben recht,
denn sie nehmen sich ihr Recht,
und verliert man ein Gefecht,
dann verliert man das mit Recht.
Und die Richter haben recht,
manchmal haben Dichter recht,
nur die Armen hab´n kein Recht,
und Erbarmen ist schlecht.
Alle habn sie eine Meinung,
manchmal hilft eine Erscheinung:
Jutesack und Smokingjacke
richtig ist nur meine Macke.
Alle, alle habn se recht,
und den andern, andern, andern geht es schlecht.
Und so ist das ganze Menschengeschlecht
seit Jahrtausenden im Recht.
Keiner fragt sich, ob vielleicht
seine Sicht der Welt nicht reicht,
und im Tanz der Wirklichkeiten
müssen alle weiterstreiten.
Und das Individuum
steht nur stumm im Abseits rum.

Alle, alle, alle, habn se recht,
und den andern, andern, andern geht es schlecht.
Und so fliegt das ganze Menschengeschlecht
in die Luft und das mit Recht, mit Recht!

Alles das und mehr

Sie wagt zu weinen mittendrin
Ein Stachel scheinbar ohne Sinn
Schreibt ohne Rücksicht auf Gewinn die tiefen Lieder

Zwar meistens wird sie überdeckt
Hinter Betriebsamkeit versteckt
Doch aus der Tünche taucht sie immer wieder

Wohin du fliehst, sie beißt und nagt
Gibt keinen Frieden, hinterfragt,
die Professoren nennens Depressionen

Dann hast du Angst allein zu sein
Und sperrst dich in Gemeinschaft ein
Und würdest lieber in dir selber wohnen
Du spürst, sie will, daß man sich stellt
Vor allem dem, was nicht gefällt
Und du erkennst bald, deine Seele ist nur Leergut
Wohin du flüchtest, du verbrennst
Wenn du sie nicht beim Namen nennst
Die Schwester deines Glücks. Die Schwermut.

Ach wir verwechseln Sinn und Zweck
Und cremen uns die Falten weg
Bewundern einzig und allein den eignen Nabel

Egal wer dieses Spiel verliert
Wir bleiben gierig, ungeniert,
entscheidend ist die Welt ist profitabel

Doch wie du dich auch noch bemühst
Vor Eigennutz im Zorn erglühst
Um alles auf dein Weltbild zu beschränken

Sie ist es, die, noch wenn man stirbt,
Den letzten Atemzug verdirbt,
Um deinen Blick von dir auf andere zu lenken.

Du spürst, sie will daß man sich stellt
Vor allem dem, was nicht gefällt
Wenn du sie nicht mehr fühlst, dann bist du tot.

Selbst wenn du flüchtest, du verbrennst
Wenn du sie nicht beim Namen nennst
Denn sie ist weiter in der Welt. Die Not.

Wer seine Werte selbst bestimmt
Und wer sich auf sich selbst besinnt
Ist marktwirtschaftlich nicht mehr zu gebrauchen
Das ist nicht gern gesehn zur Zeit
Verdient wird an Beliebigkeit
Und schließlich muß der Schornstein immer rauchen

Deshalb bleibt manches Lied gezielt
Sich selbst umkreisend ungespielt
Es könnte beim Verdrängen stören

Und doch, wir können nicht umhin,
Wir ahnen es tief in uns drin
Es ist gefährlich zu oft wegzuhören

Du spürst, es will dass man sich stellt
Und nicht nur dem, was dir gefällt
Es bleibt nur dies: Du musst dir alles geben!
Und wenn du flüchtest, du verbrennst
Wenn du es nicht beim Namen nennst
Denn alles das und mehr. Das, mein Freund, nennt man das Leben.

Das ganze schrecklich schöne Leben

Man müsste noch mal fünf, sechs Jahre alt sein
und das vergessen, was danach geschehn.
Gleich hinterm Haus würde ein Zauberwald sein
mit bösen Hexen, Rittern und mit Feen.
Man würd´ um Gutenachtgeschichten betteln
und könnt´ nicht wirklich lange ruhig sein.
Man könnte sich minütlich neu verzetteln
und plötzlich sinnlos durch die Gegend schrein.
Der Vater wär´ der stärkste Mann der Welt,
die Mutter schöner als der schönste Morgen.
Und jeden Tag erwachte man als Held,
und jede Nacht wär´ man im Lieben Gott geborgen.
Und wenn man fällt, kann man sich fallen lassen.
Du weißt ja, dass dich immer einer fängt.
Kein Sommersonntag würde je verblassen.
Das Leben wär´ von sanfter Hand gelenkt.
Vor lauter Lebenwollen könnte man nicht schlafen.
Man würde immer viel zu früh ins Bett gebracht.
Gesetze, Konten und auch Paragraphen
würden ganz einfach ausgelacht.
Man sähe Riesen mit den Wolken ziehen,
und hinterm Stadtpark parkte schon das Meer.
Und wenn es dunkel wird, muss man vor Monstern fliehen,
und alles Schöne endete nie mehr.
Man würd´ auch schreien, strampeln, toben, weinen.
Das Leben wäre auch sehr ungerecht.
Doch kurz darauf würde die Sonne wieder scheinen.
Am nächsten Morgen wär´ der Tisch gedeckt.
Noch einmal sich vorm Nikolaus erschrecken,
auch wenn er eigentlich wie Papa spricht,
dem Christkind Hand und Herz entgegenstrecken,
auch wenn es sich verbirgt im Kerzenlicht.
Und all die Streitigkeiten und die Tränen?
Und das was man so schmerzlich doch vermisst?
Man wär´ verzweifelt. Doch man würde sich nicht schämen,
nur weil die Welt noch nicht entzaubert ist.
Willst du das wirklich? - höre ich mich fragen.
Noch einmal neu erleben, was danach geschah?
Das ganze Abenteuer noch mal wagen?
Das ganze schrecklich schöne Leben? - Ja!

 Der alte Kaiser

Der alte Kaiser steht im Garten und wirft Schatten.
So überflutet ihn der Mond. Der Kaiser träumt:
In die vergoldeten Paläste strömten Ratten,
und in den Sälen seien wilde Pferde aufgezäumt.
Die ritten Tote, und ein dumpfes Klagen
zerriß die Erde, und der Kaiser flieht
und schreit zum Mond hinauf: Dich muß ich haben.
Und hofft auf einen, der ihn in den Himmel zieht.
Schlaf, Kaiser, schlaf,
denn morgen werden sie kommen.
Du hast ihnen viel zuviel
von ihrem Leben genommen.
Der alte Kaiser steht im Garten und wird älter
und ängstigt sich und hebt verwirrt die Hand.
Die kaiserlichen Nächte werden kälter,
ein harter Atem überfällt das Land.
Schon schmieden sie am Horizont die Schwerter,
der Glanz der fetten Zeiten ist verpufft.
Der Kaiser spürt: er war schon mal begehrter,
und gräbt sich eine Kuhle in die Luft.
Schlaf, Kaiser, schlaf,
denn morgen werden sie kommen.
Du hast ihnen viel zuviel
von ihrem Leben genommen.
Der alte Kaiser steht zum letztenmal im Garten.
Noch ein paar Stunden, und der Kaiser war.
Er läßt die Arme falln, die viel zu zarten,
und wittert und ergibt sich der Gefahr.
Die Tränen der Paläste werden Meere.
Sogar die Ratten fliehen mit der Nacht.
Und mit der neuen Sonne stürmen stolze Heere
die alte Zeit und ringen um die Macht.
Stirb, Kaiser, stirb,
denn heute noch werden sie kommen.
Du hast eben viel zuviel
von ihrem Leben genommen.

 

Die Bienen

Er sitzt am Thron und ist der König unserer Tage,
im sechsten Stock mit Sekretärin, ohne Frage.
Man sieht ihn lässig über Perserböden wandern,
das harte Sitzen überläßt er ja den andern.
Er trägt Verantwortung, das sieht man an der Gangart,
und daß er, was ein Mann hat, nun mal anhat.
Einmal die Woche wallt er durch die Hallen
und jammert lautstark, daß die Kurse fallen.
Doch dann besinnt er sich und zwitschert heiter:
Ist schon in Ordnung, Junge, nur so weiter!
Denn seine Bienen sind sehr fleißig und okay
und füllen jeden Tag sein Portemonnaie.
Denn seine Bienen sind sehr fleißig und okay
und füllen jeden Tag sein Portemonnaie.
Und wenn der Tag zur Neige geht und seine Bienen
sich ihre wundgeschundenen Flügel schienen,
dann steigt er wohlgelaunt und -situiert
in sein Symbolgefährt und wird chauffiert.
Kurz in die Bar hinein und ein, zwei Klare,
man diskutiert dann über Bauch und über Haare
und daß vor Jahren noch die Klaren klarer waren.
Da war das Geld noch knapper, und man mußte sparen.
Das waren Zeiten, arbeitsam und still,
heut kann er auf den Putz haun, wenn er will.
Denn seine Bienen sind sehr fleißig und okay
und füllen jeden Tag sein Portemonnaie.
Denn seine Bienen sind sehr fleißig und okay
und füllen jeden Tag sein Portemonnaie.
Er will noch weiter. Was ein echter Mann ist,
der muß nach oben, wenn er grade dran ist.
Er ist sich viel zu gut, im sechsten Stock zu wohnen,
er will frei schwebend über seinen Bienen thronen,
will wie ein Luftballon am Himmel stehn,
da kann er seine Bienen besser übersehn.
Und wehe der, die dort im tiefsten Keller
nicht schnell genug ist, er sieht schneller.
So läßt er sich von uns nach oben tragen,
weil wir vergessen, daß wir einen Stachel haben.

Die Weiße Rose

1943, kurz vor dem Ende der Nazidiktatur, wurden die Geschwister Sophie und Hans Scholl und vier weitere Mitglieder der Widerstandsbewegung "Die Weiße Rose" in München hingerichtet. Ihnen und all denen, die sich auch heute noch dem Faschismus entgegenstellen, ist dieses Lied zugeeignet.

Jetzt haben sie euch zur Legende gemacht
und in Unwirklichkeiten versponnen,
denn dann ist einem - um den Vergleich gebracht -
das schlechte Gewissen genommen.
Ihr wärt heute genauso unbequem
wie alle, die zwischen den Fahnen stehn,
denn die aufrecht gehn, sind in jedem System
nur historisch hochangesehn.
Ihr wärt hier so wichtig, Sophie und Hans,
Alexander und all die andern,
eure Schlichtheit und euer Mut,
euer Gottvertrauen - ach, tät das gut!
Denn die Menschlichkeit, man kann´s verstehn,
ist hierzuland eher ungern gesehn
und beschloß deshalb auszuwandern.

Ihr habt geschrien,
wo andre schwiegen,
obwohl ein Schrei nichts ändern kann,
ihr habt gewartet, ihr seid geblieben,
ihr habt geschrien,
wo andre schwiegen -
es ging ums Tun und
nicht ums Siegen!

Vielleicht ist das Land etwas menschlicher seitdem.
doch noch wird geduckt und getreten.
Der Herbst an der Isar ist wunderschön,
und in den Wäldern lagern Raketen.
Ich würd mal mit euch für mein Leben gern
ein paar Stunden zusammensitzen,
doch so nah ihr mir seid, dazu seid ihr zu fern,
trotzdem werd ich die Ohren spitzen.
Ihr wärt hier so wichtig, Sophie und Hans,
Alexander und all die andern,
eure Schlichtheit und euer Mut,
euer Gottvertrauen - ach, tät das gut!
Denn die Menschlichkeit, man kann´s verstehn,
ist hierzuland eher ungern gesehn
und beschloß deshalb auszuwandern.

Ihr habt geschrien,
wo andre schwiegen,
obwohl ein Schrei nichts ändern kann,
ihr habt gewartet,
ihr seid geblieben,
ihr habt geschrien,
wo andre schwiegen -
es geht ums Tun
und nicht ums Siegen!

Du wolltest ein Stück Himmel

Wie viele Jahre hast du schon
an die Dunkelheit verschwendet!
Für die andern gab es Tag,
doch dich hätte er geblendet.

Dieses Warten, diese Ängste,
und dann doch nur schlechter Schnee.
Der kann niemand mehr erwärmen,
der tut nur noch höllisch weh.

Und jetzt drückst du dir verzweifelt
ein Stück Vene aus der Hand.
Zwei Sekunden voller Licht,
und nichts andres hat Bestand.

Und dann fällst du. Ein paar Fremde
heben dich noch einmal auf.
Sie erkennen dein Gesicht,
und dann geben sie dich auf

Ach, ich kann dich gut verstehen,
immer hat man dir erzählt,
daß den Menschen statt der Seele
nur Chemie zusammenhält.
Und du wolltest ein Stück Himmel
und bekamst kaum ein Stück Brot,
dafür jede Menge Sprüche.
Besser bist du heute tot.

Dabei wärst du doch so gerne
endlich eigentlich geworden.
Doch die Suche, die zur Sucht wird,
kann auch unerbittlich morden

Meistens trifft es nur die Zarten,
wer verhärtet, scheint zu siegen.
Doch das weiß ich ganz genau:
Du bleibst auch nicht lange liegen

Vielleicht war es nicht so schlecht,
auf diese Weise zu verschwinden:
Dort, wo du dich jetzt befindest,
kannst du dich viel besser finden.

Ach, ich kann dich gut verstehen,
immer hat man dir erzählt,
daß den Menschen statt der Seele
nur Chemie zusammenhält.
Und du wolltest ein Stück Himmel
und bekamst kaum ein Stück Brot,
dafür jede Menge Sprüche.
Besser bist du heute tot.

Einen braucht der Mensch zum Treten

Wohin soll der Mensch sich wenden,
wenn er mal auf hundertachtzig ist?
Soll er seine Haut verpfänden,
oder wird er besser Terrorist?
                                                                                                                                                                                        Nein, es gibt ein ganz probates Mittel,
um den Alltagsfrust zu überstehn.
Dazu braucht man keinen Doktortitel,
man löst mit einem Türken das Problem.
Einen braucht der Mensch zum Treten,
einen hat er immer, der ihn tritt.
Zwischendurch verbringt er seine Zeit mit Beten,
und ansonsten läuft er irgendwo mit.

Wohin soll der Mensch sich wenden,
wenn er hilflos ist und nicht mehr weiter kann?
Soll er seine Haut verpfänden,
klopft er besser beim Herrn Pfarrer an?
Nein, es gibt ein ganz probates Mittel,
damit löst man diesen Fall geschwind.
Dazu braucht man keinen Chefarztkittel,
man schafft sich eine Frau an und ein Kind.
Einen braucht der Mensch zum Treten,
einen hat er immer, der ihn tritt.
Zwischendurch verbringt er seine Zeit mit Beten,
und ansonsten läuft er irgendwo mit.

Wohin soll der Mensch sich wenden,
wenn er mal ganz oben ist?
Soll er alles an die Wohlfahrt spenden,
oder wird er besser offiziell Faschist?
Nein, es gibt ein seriösres Mittel,
um nicht ganz allein zugrund zu gehn.
Dazu nützt auch mal ein Doktortitel,
man löst mit einem Endsieg das Problem.

Einen braucht der Mensch nun mal zum Treten,
und statt daß er sich mal selber tritt,
zieht er lieber noch mit Pauken und Trompeten
alle anderen in seinen Abgrund mit.

Endlich wieder unten

Endlich bist du wieder unten,
wieder mitten im Geschehn.
Hast dich plötzlich losgebunden,
um als Mensch zu überstehn.
Wieder barfuß auf dem Boden,
wieder dort, wo uns die Welt,
losgelöst von Muß und Moden,
ansatzweis zusammenhält.
Und jetzt liegt da dieser Zettel
zwischen deinen Wertpapiern:
Heute nehm ich mir das Leben,
um es nie mehr zu verliern.
Kann auch ohne eure Titel
und Verträge überstehn.
Hab die Schnauze voll von Zielen,
will mich erst mal suchen gehn.

Nur die sich mißtrauen,
brauchen Normen zum Sein
und verteilen als Schuld,
was sie sich nicht verzeihn.
Doch wie immer sie dich
auch schuldig schrein,
nur du hast das Recht,
dein Richter zu sein.

Endlich stehst du zu den Bieren,
die man nur im Stehen trinkt,
siehst, wie glücklich ein Verlierer
ohne Kampf nach oben sinkt.
Suchst dir fünf Uhr früh am Bahnhof
einen Freund für einen Tag.
Ganz egal, was er dir gibt,
wenn er sich selbst nur etwas mag.
Und dann rinnt dir, weil du zitterst,
ein Glas Wein übers Gesicht,
fällst vom Stuhl und blickst nach oben
und entdeckst ein Stückchen Licht.
Dir verschwimmen Hirn und Sinne,
schwankst aufs Klo, schließt nicht mal zu,
überläßt dich deinem Dasein
und bist endlich wieder du.

Nur die sich mißtrauen,

Genug ist nicht genug

 Daß der Himmel heut so hoch steht,
kann doch wirklich kein Versehen sein.
Und es ist bestimmt kein Zufall,
daß die Lichter sich vom Dunst befrein.
Ich sitz regungslos am Fenster,
ein paar Marktfraun fangen sich ein Lächeln ein.
Irgendwo da draußen pulst es,
und ich hab es satt, ein Abziehbild zu sein.
Nichts wie runter auf die Straße,
und dann renn ich jungen Hunden hinterher.
An den Häusern klebt der Sommer,
und die U-Bahnschächte atmen schwer.
Dieser Stadt schwillt schon der Bauch,
und ich bin zum großen Knall bereit.
Auf den Häusern hockt ein satter Gott
und predigt von Genügsamkeit.

  Genug ist nicht genug,
ich laß mich nicht belügen.
Schon Schweigen ist Betrug,
genug kann nie genügen.

Viel zu lange rumgesessen,
überm Boden dampft bereits das Licht.
Jetzt muß endlich was passieren,
weil sonst irgendwas in mir zerbricht.
Dieser Kitzel auf der Zunge,
selbst das Abflußwasser schmeckt nach Wein.
Jetzt noch mal den Mund geleckt,
und dann tauch ich ins Gewühl hinein.

Komm, wir brechen morgen aus,
und dann stellen wir uns gegen den Wind.
Nur die Götter gehn zugrunde,
wenn wir endlich gottlos sind.
Auf den ersten Rängen preist man
dienstbeflissen und wie immer die Moral.
Doch mein Ego ist mir heilig,
und ihr Wohlergehen ist mir sehr egal.

Genug ist nicht genug,
ich laß mich nicht belügen.
Schon Schweigen ist Betrug,
genug kann nie genügen.

 Ich hab zum Sterben kein Talent

Ich bin heut seltsam aufgelegt,
ich bin so lustlos voll von Lust.
So leer und trotzdem so erregt,
schon fast bewußtlos, doch bewußt.

Bin wie ein Toter, der sich regt
und noch mal voll ins Volle steigt.
Die besten Plätze sind belegt,
doch ich versteh mich auf die Zeit
und mach mich sicher wieder breit.

Ich hab zum Sterben kein Talent
und hab fürs Leben kein Gefühl.
Mir fehlt ein gutes Argument,
um das zu wollen, was ich will.

Ich hab zum Sterben kein Talent
und bin fürs Leben kaum begabt.
Auch wenn´s im Innern manchmal brennt:
Ich hab noch nichts von mir gehabt.

Ich bin so hungrig und so voll
von einer dummen Trunkenheit.
Ich weiß nicht, ob ich atmen soll,
und leb doch eine Ewigkeit.

Steh wie ein Rächer über mir
und weiß nicht, wen ich rächen will.
Ein starker Wille vor der Tür,
und auch ein bißchen Lebensgier,
doch hier im Zimmer ist es still.

Ich hab zum Sterben kein Talent
und hab fürs Leben kein Gefühl.
Mir fehlt ein gutes Argument,
um das zu wollen, was ich will.

Ich hab zum Sterben kein Talent
und bin fürs Leben kaum begabt.
Auch wenn´s im Innern manchmal brennt:
Ich hab noch nichts von mir gehabt.

 

 Ich liebe diese Hure

Ihr habt sie einfach nicht gesehn,
wenn sie so zum Vergehen schön
mit diesem leichten hohen Gang
betörend ihre Tasche schwang.

Noch Kind, doch trotzdem dieser Welt
bewußtlos in den Arsch gestellt.
Ein Nachtgewächs, doch wenn sie mag
und euch umarmt, dann wird es Tag.

Wenn sie bei mir liegt, wird mit klar,
daß jede vor ihr Irrtum war.
Wenn sie mich anspricht, fühl ich mich
auf einmal furchtbar wesentlich.

Ihr könnt es glauben oder nicht,
wenn´s etwas gibt, was mich zerbricht,
dann nur, wenn sie mich fallen läßt.
Das haut mich um, gibt mir den Rest:

Ja, Freunde, ja. Ich liebe diese Hure.

In ihren Nächten ist sie Leib,
Urhöhle, Schlamm und Lüsternheit.
Zwar elfenhaft, doch ungeniert
werden die Freier ausgeschmiert.

Was stört das mich. Wenn sie mich küßt,
dann weiß ich, wer sie wirklich ist.
So nur noch Liebe, Fleisch und Blut,
was schert mich da die Freiersbrut.

Keine wie sie, keine so rein,
sie muß ein Stück von etwas sein,
das vor unendlich langer Zeit
die Lust gab und die Sterblichkeit.

Ihr könnt es glauben oder nicht,
wenn´s etwas gibt, was mich zerbricht,
dann nur, wenn sie mich fallen läßt.
Das haut mich um, gibt mir den Rest.

Ja, Freunde, ja. Ich liebe diese Hure.

 

 Ich möchte weiterhin verwundbar sein

Wenn ich jetzt wieder ohne Schnee
die letzten Jahre vor mir seh,
muß ich zu meiner Schmach gestehn,
es könnte vieles besser gehn.

Doch weil der Himmel gütig ist,
kann einem selbst der größte Mist,
darf einem oft die größte Pein
im nachhinein ganz nützlich sein.

Ich hab mich schon zu weit gefühlt,
um noch mit mir zu streiten,
dabei schafft jeder neue Schritt
nur Platz für neue Weiten.

Es gibt kein Leben ohne Tod,
ich bring mich wieder ein.
Ich möchte wieder widerstehn
und weiterhin verwundbar sein.

Drum nehmt es mir nicht allzu krumm,
ich bin halt öfters eher dumm,
weil mancher Mensch zu seinem Leid
speziell im Sumpf ganz gut gedeiht.

Zwar gilt heut nicht als rechter Mann,
wer seine Schwächen zeigen kann,
doch Mann und Recht, ich glaube fast,
daß das nicht gut zusammenpaßt.

Und drum probier ich´s weiterhin
mit der Moral nach meinem Sinn,
denn wie uns die Geschichte lehrt,
war die des Rechtes oft verkehrt.

Und ists auch nicht ganz angenehm,
und stünd ich ganz allein -
ich möchte wieder widerstehn
und weiterhin verwundbar sein. 

 

In diesen Nächten 

In diesen Nächten, wo die süßen Gifte
der Einsamkeiten durch die Straßen rinnen,
vergeh ich mich so gern an mir.

Man atmet dumpfer, und man hat Gesichte,
und aus den Straßenlöchern treten schwarze Spinnen
im Dunst von Rotwein, Rotz und Gier.

Die müden Nutten lehnen an den Türen
wie faules Obst, zertretbar und verdorben.
Es klingt Musik an aus den heilen Welten.

Die Luft ist angefüllt mit Syphilisgeschwüren,
und in den Himmelbetten ist die Lust gestorben,
die viel zu viele zum Menü bestellten.

In diesen Nächten packt mich ein Verlangen,
das wie ein Feuer kommt, um all den Mist
und Wirrwarr meiner Seele zu durchwandern.
Doch ich versuche nicht, mich abzufangen,
weil es ganz sicherlich schon ein Verbrechen ist,
nicht so kaputt zu sein wie all die andern.

An manchen Fensterkreuzen hängen Tote,
die erst in ein, zwei Jahren sterben werden.
Unten im Rinnstein fließt das Leben ab.

Ein Heilsarmist verliest die zehn Gebote.
Man hat es satt und legt sich hin zum Sterben.
Doch selbst zum Sterben ist die Zeit zu knapp.

Ein Volk in Agonie, und trotzdem lebt es
unter der Maske tot wie jene Fische,
die noch mal leuchten, kurz bevor sie enden.

Und in den letzten Zügen schwebt es
noch einmal überm Sumpf in aller Frische
und zeigt dir strahlend trotzend Stirn und Lenden.

In diesen Nächten packt mich ein Verlangen,
das wie ein Feuer kommt, um all den Mist
und Wirrwarr meiner Seele zu durchwandern.
Doch ich versuche nicht, mich abzufangen,
weil es ganz sicherlich schon ein Fehler ist,
nicht so kaputt zu sein wie all die andern.


 Kokain

Meine Seele löst sich, fliegt dahin.
Kokain, Kokain.
Will nicht bleiben, will nicht fliehn.
Kokain, Kokain.
Wenn im Winter Wiesen blühn.
Kokain, Kokain.
Höllenfeuer übern Himmel ziehn.
Kokain, Kokain.

Hol mich raus, ich kann nicht mehr,
alles Leichte wird so schwer,
und was gilt, das geht dahin.
Kokain, Kokain.

Schwäne singen in den Tuillerien.
Kokain, Kokain.
Abgehangen in den Galaxien.
Kokain, Kokain.
Eingesperrt in meinen Phantasien.
Kokain, Kokain.
Weiß nicht mehr, woher, wohin.
Kokain, Kokain.

Hol mich raus, ich kann nicht mehr,
alles Leichte wird so schwer,
und was gilt, das geht dahin.
Kokain, Kokain.

Bin nicht wirklich, bin nur ausgeliehn.
Kokain, Kokain.
Nur noch Nacht, wo früher Sonne schien.
Kokain, Kokain.
Baust mich auf und bist doch mein Ruin.
Kokain, Kokain.

Hol mich raus, ich kann nicht mehr,
alles Leichte wird so schwer,
und was gilt, das geht dahin.
Kokain, Kokain.

Alles Leichte wird so schwer,
und was gilt, das geht dahin.
Kokain, Kokain.

 

Liebeslied

Komm, mein Lieb, wir lassen uns
den Fluß hinuntertreiben,
keiner weiß, wohin das Ganze führt.
Ganz egal, wie wir hernach zusammen bleiben,
Hauptsache, wir haben uns gespürt.

Was für ein Gefühl,
tiefer als das Meer,
doch wie tief ist das Meer?

Komm, mein Lieb, wir lassen uns
den Fluß hinuntertreiben,
tun mal wieder so, wie´s früher war.
Wellen schlagen sanft, und aus den Wiesen steigen,
sagt man, weiße Nebel, wunderbar.

Was für ein Gefühl,
tiefer als das Meer,
doch wie tief ist das Meer?

Komm, mein Lieb, wir lassen uns
den Fluß hinuntertreiben,
legen alles ab, was uns beengt.
Was für eine Fahrt! Die Erde dampft,
die Trommeln schweigen,
nur noch dieses Wollen, das uns drängt.

Was für ein Gefühl,
tiefer als das Meer,
doch wie tief ist das Meer?

Komm, mein Lieb, wir lassen uns
den Fluß hinuntertreiben,
laß uns schrecklich unvernünftig sein,
und anstatt uns an den Ängsten
endlich aufzureiben,
dringen wir unendlich in uns ein.

Was für ein Gefühl,
tiefer als das Meer,
doch wie tief ist das Meer?

Mein linker Arm

Ich habe meinen linken Arm in Packpapier gepackt
und hab ihn nach Paris geschickt.
Am 3. Mai zur Nacht hab ich ihn abgehackt,
denn ich bin so verliebt.
Es klebt noch nasses Blut dran, doch das stört mich nicht,
das trocknet schnell und riecht auch ganz superb.
Nonette freut sich sicher, denn ich glaube nicht,
daß oft ein linker Arm versendet wird.

Zuerst wollt ich ihr meinen Fuß kredenzen,
doch heute weiß ich, das paßt nicht so gut.
Sie will mit dem Geschenk bestimmt die Wand bekränzen,
am besten hängt da doch ein Arm mit Blut.
Nonette liebt mich, weil ich so besonders bin,
weil ihr nur das Besondere gefällt.
Und wenn es stimmen würde, was der Arzt sagt, daß ich spinn,
dann schenkte ich ihr noch die ganze Welt.

Den andern Mädchen gab ich Fingerkuppen
und unter Glas ein Stückchen meiner Haut.
Doch einmal hat mir eine dieser Puppen
Perversitäten wirklich zugetraut.
Drum hab ich lange Zeit der Liebe ganz entsagt
und habe meinen Leib für mich behalten.
Das sag ich ehrlich, daß ich das nicht mag,
wenn mich die Leute für versponnen halten.

Da kam Nonette. Vom ersten Augenblick,
als ich den scharfgeschnittnen Eckzahn sah,
war ich in dieses Mädchen irr verliebt
und wußte, daß sie was Besondres war.
Sie hat mich gleich verstanden, und ich weiß,
daß sie mich wirklich so liebt, wie ich bin,
und weil sie´s will, geb ich ihr mit Verschleiß
das ganze Sosein meines Körpers hin.

Ich habe meinen linken Arm in Packpapier gepackt
und hab ihn nach Paris geschickt.
Am 3. Mai zur Nacht hab ich ihn abgehackt,
denn ich bin so verliebt.
Sie liebt mich, und das weiß ich ganz genau,
daß sie mir meine große Liebe glaubt.
Und weil sie mich versteht, schenk ich der Frau
zu Ostern, wie Jochanaan, mein Haupt.

Meine Leiche

Als ich dich aus dem Fluß zog,
warst du noch etwas blaß und aufgeschwemmt vom Wasser.
Um deine Hand bog Farn sich,
Gealge und ein vergilbtes Hemd.
Trotzdem scheinst du vor Tagen noch schön gewesen zu sein,
mit Leben bis zur Ferse erfüllt.

Mit welchen Fragen haben sie dich
oder hast du dich dem Wasser gegeben?
Was zerbrach, oder was war einfach zu schön,
um weiter erlebt zu werden?
Und sicher war es kein Versehen,
daß mich auf deiner Stirn
die Wassertropfen schnitten wie Scherben.

Es wäre für Gäste vielleicht kein Anblick gewesen,
du in meinem Zimmer, bleich, aufgebahrt und am Verwesen.
Du bliebst bei mir, um die fahlen Augen ein Kranz,
warst du mein stilles, unheimliches Tier,
und wir tanzten den Totentanz.

Und dein Leib zerbrach schon,
als würden Wellen an ihm nagen.
Einmal schwammen, voller Hohn,
grüne Fische aus deinem Magen.

Noch mehrere Wochen lebten wir
in dem trotzigen, wäßrigen Raum,
dann ertrank ich in dir,
und wie ein feister, tanzender Faun

sucht mein Fleisch den Gestank
deiner Fäulnis zu fangen,
weil es jetzt weiß:
Du bist für mich nur ins Wasser gegangen.

Novemberlied

Jetzt pöbeln die Novemberwinde
Aufs Neue herzlos durch das Land
Die Windsbrautbrut und ihr Gesinde
Sind wieder außer Rand und Band.

Die Dichter treibt es nun in Scharen
Durch die Alleen hin und her
Und ich durfte es auch erfahren
In mir novembert es schon sehr.

Der Winter steht nun unerläßlich
Vor mir und meines Lebens Tür.
Jetzt wär ich wirklich gern vergeßlich.
Das bin ich - nur nicht jetzt und hier.

Melancholie. November eben.
Die Sonnenstunden werden knapp.
Grad übte man sich noch im Schweben
Nun stürzt man mit den Blättern ab.

Man könnte sich aufs Schlittschuhfahren
Und auf Kastanienfeuer freuen
Würden nicht nach so vielen Jahren
Gewisse Depressionen dräuen.

Man könnte auch der Agonie
Mit Übermut den Rücken kehren
Mit Festen und mit Räuschen, die
Gewisser Reize nicht entbehren.

Nur kennt man das schon allzu gut
Man hat sich so oft abgelenkt.
Es faßt im Frühling der nur Mut
Der sich im Herbst auch Trauer schenkt.

Melancholie. November eben.
Der Herbst zieht in die Herzen ein.
Es gibt auch Gründe nicht zu leben
Sie müssen ja nicht triftig sein.

Prost Deutschland

Komm, sing doch mal ein schönes Lied,
es sollte deutsch für Deutsche sein,
mit deutschem Mut, vereinten Sinns:
Ich weiß nicht, soll ich lachen, soll ich schrein.

Als könnte man stets überall
eindeutig Position beziehn,
ich bin verwirrt in diesem Fall
und komm mir vor wie ausgeliehn.

Ob deutsches Blut, ob deutscher Geist,
ob deutscher Stahl, ob deutscher Sand,
mir fehlt nun mal, was soll ich tun,
das rechte Herz fürs Vaterland.

Vielleicht bin ich ein alter Sack,
der noch von achtundsechzig träumt,
von Bier und Beifall aufgeschwemmt,
schon lang den letzten Zug versäumt.

Doch träum ich immer noch und bleib
verrückt nach meinen Utopien
die allerdings hat man mir hier
wie damals drüben nie verziehn.

Ich singe deutsch, so gut ich´s kann
und lieg sehr gern am Isarstrand,
und doch, mir fehlt es nun einmal,
das rechte Herz fürs Vaterland.

Jetzt rasen sie zum Ausverkauf,
die Wucherer und Makler und
das ganze Leichenschänderpack,
und tun sich groß und geben kund

und grölen von der alten Mär,
vom Wunder, das zu guter Letzt
nur ihnen hilft, und übrig bleibt
ein Volk: verraten, aufgehetzt.

Man müßte es behutsam und
besonnen pflegen, dieses Pfand -
ich weiß, schon gut, mir fehlt nun mal
das rechte Herz fürs Vaterland.

Und wo versteckt man heute die,
die kürzlich wirklich vorneweg
als neue klare Melodie
die Füße stemmten in den Dreck.

Wer hat das alles eingeheimst?
In welchen Schlund fiel diese Zeit,
fiel dieser viel zu kurze Herbst
der Wärme und der Einigkeit?

Was war das doch für ein Triumph,
als Mauern bröckelten zu Sand,
da hatte ich für kurze Zeit
ein Herz für dieses Vaterland.

Prost Deutschland! Alles Gute und
ich hoff, du hältst, was man verspricht.
Ich lach und streite gern mit dir,
doch mit dir jubeln,
mir dir jubeln will ich erstmal nicht!

Was wuchs zusammen frag ich mich,
das Geld, es wuchs zusamm´!
Die Menschen aber trennten sich
und das vereinte Land ist klamm.

Dann war ich voller Hoffnung
auf die Enkel der korrupten alten Herrn
und dachte grün und wählte rot
und hatte dieses Land für einen Sommer richtig gern.

Die machten sich ja auch
seit 68 auf den langen Marsch.
Jetzt kriechen sie der Nato
und der Wirtschaft wie die andern in den Arsch.

Was machen die mit sich und uns,
wir gaben ihnen doch die Hand
und hofften, so als pflüge wieder
Licht das Herz fürs Vaterland.

Müßten sie´s nicht behutsam
und besonnen pflegen dieses Band?
Na gut mir fehlt schon wieder mal
das Herz für dieses Vaterland.

Sage Nein!

Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
wieder Nazi-Lieder johlen,
über Juden Witze machen,
über Menschenrechte lachen,
wenn sie dann in lauten Tönen
saufend ihrer Dummheit frönen,
denn am Deutschen hinterm Tresen
muß nun mal die Welt genesen,
dann steh auf und misch dich ein:
Sage nein!

Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
Mit bewährten Kriegsparolen
Scheinheilig zum Höchsten beten
Und das Recht mit Füssen treten
Wenn sie dann in lauten Tönen
Einzig ihrer Machtgier frönen
Denn am kriegerischen Wesen
Muss nun mal die Welt genesen
Dann steh auf und misch dich ein
Sage nein

Meistens rückt dann ein Herr Wichtig
die Geschichte wieder richtig,
faselt von der Auschwitzlüge,
leider kennt man´s zur Genüge -
mach dich stark und bring dich ein,
zeig es diesem dummen Schwein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger,
Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du sechs bist oder hundert,
sei nicht nur erschreckt, verwundert,
tobe, zürne, bring dich ein:
Sage nein!

Und wenn aufgeblasne Herren
dir galant den Weg versperren,
ihre Blicke unter Lallen
nur in deinen Ausschnitt fallen,
wenn sie prahlen von der Alten,
die sie sich zu Hause halten,
denn das Weib ist nur was wert
wie dereinst - an Heim und Herd,
tritt nicht ein in den Verein:
Sage nein!

Und wenn sie in deiner Schule
plötzlich lästern über Schwule,
schwarze Kinder spüren lassen,
wie sie andre Rassen hassen,
Lehrer, anstatt auszusterben,
Deutschland wieder braun verfärben,
hab dann keine Angst zu schrein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger,
Bänker oder Müßiggänger,
ob als Schüler oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du sechs bist oder hundert,
sei nicht nur erschreckt, verwundert,
tobe, zürne, bring dich ein:
Sage nein!

Wenn sie dich jetzt rekrutieren
Hab den Mut zu desertieren
Lass sie stehn, die Generäle
Und verweigre die Befehle
Menschen werden zu Maschinen
In den Militäranstalten
Niemand soll mehr denen dienen
Die die Welt so schlecht verwalten
Nie mehr solln uns jene lenken
Die nicht mit dem Herzen denken
Lass dich nie mehr auf sie ein
Sage Nein

Auch wenn jetzt die Neunmalklugen
ihre Einsamkeit benutzen
unsren Aufschrei zu verhöhnen,
öffentlich zurechtzustutzen,
wolln wir statt mit Eitelkeiten
und Zynismus abzulenken,
endlich mal zusammenstehn,
endlich mit dem Herzen denken.
Laßt uns doch zusammen schrein:
Sage nein!

Doch es tut sich was, ihr Lieben
Auf den Straßen, auf den Plätzen
Finden sich die Freunde ein
Sich dem Wahn zu widersetzen
Jetzt muss Schluss sein mit dem Schweigen
Dem Gehorsam, dem Verstecken
Wenn für unser Wohlbefinden
Hunderttausende verrecken
Dann ist´s Zeit zu widerstehen
Wenn, dann aufrecht untergehn
Sage Nein

Sei brav, Lilly

Und draußen war der Himmel doch so blau.
Es roch nach Sommer, Tanz und Spiel.
Und doch, ich weiß es ganz genau,
daß ich in eine tiefe Kälte fiel.

Sei brav, Lilly,
das geht vorbei.
Es tut nicht weh, Lilly,
das muß so sein.
Sei brav, Lilly,
tu was er will.
Laß sein, Lilly,
halte still.

So viele Sommer stehen mir noch offen.
Ich dummes Lamm war zu geduldig.
Das hab ich nun vom Beten und vom Hoffen:
Mir ist der Himmel noch ein Leben schuldig.

Sei brav, Lilly,
das geht vorbei.
Es tut nicht weh, Lilly,
das muß so sein.
Sei brav, Lilly,
tu was er will.
Laß sein, Lilly,
halte still.

So möcht ich nicht begraben sein

Das sag ich euch: So möcht ich nicht begraben sein,
daß eine liebe Mutter meine Erde pflegt.
Nicht unter Rosen liegen, nicht unter einem Marmorstein,
will, daß man nichts auf meinen Körper legt.

Ich will so offen liegen, daß mich meine Hunde kriegen
und meine Lippen weiß sind wie die Luft.
Will wie ein Bock auf meiner Erde liegen.
Was soll ich unfrei sein in einer engen Gruft?

Will liegen, wie ich falle. Ich verzichte
auf diesen letzten Beistand eurer Heuchelei.
Gestattet, daß ich dies Geschäft allein verrichte.
Kein Nachgesang. Ich war einmal und bin vorbei.

Ich bin getilgt. Ihr habt euch um mein Leben
doch keinen Furz gekümmert. Warum dann um meinen Tod
Ihr müßt euch keinen letzten weißen Anstrich geben.
Der Körper steift sich, und das Blut ist nicht mehr rot.

Die Augen werden aus den Höhlen treten.
Und meine Füße werden etwas kühl.
Ich hab euch früher mal um eure helfende Hand gebeten.
Das ist vorbei. Es stirbt auch das Gefühl.

So möcht ich neben jedem Nichtsnutz liegen,
dem ich die krumme Faust und das Gesicht entgegenstrecke.
So werd ich euch ein letztes Mal noch lieben,
in dem Moment, in dem ich dann verrecke.

Das sag ich euch: So möcht ich nicht begraben sein.
Kein Leichenunternehmer, kein Bestattungsfest.
Den Herrn in seinem schwarzen Gehrock laßt daheim.
Ihr solltet alles, wirklich alles an einem Menschen lieben,

nicht nur den Rest.

Totgeboren, aber nicht verloren

Aufgewachsen in den kalten Städten,
ausgespuckt, dann stimmig präpariert,
Stückwerk dessen, was wir gerne hätten,
haben wir die Freiheit parodiert.

Mensch und Werkzeug, Herrscher und Lakaien,
Neid im Preis mit inbegriffen,
Märsche, Lorbeer, Ängste: kein Verzeihen.
Uns hat die Geschichte immer ausgepfiffen.

Totgeboren, aber nicht verloren.
Ausgebootet, aber noch ist Zeit.
Zwar, wir spüren blutend ihre Sporen,
doch wir sammeln uns vor ihren Toren,
denn nur uns gehört die Ewigkeit.

Großgeworden in den kalten Städten,
allesamt auf Frieden programmiert,
Höflichkeit und Schleim und Etiketten,
dafür lebenslänglich Rente garantiert.

Hilflos stumm zum Treten angetreten,
zittern wir noch vor der letzten Nacht.
Statt Bewußtsein? Beten und Pasteten,
denn die Dummheit ist der Mantel aller Macht.

Totgeboren, aber nicht verloren.
Ausgebootet, aber noch ist Zeit.
Zwar, wir spüren blutend ihre Sporen,
doch wir sammeln uns vor ihren Toren,
denn nur uns gehört die Ewigkeit.

Eingefroren in den kalten Städten,
haben wir das Sprechen nie geübt.
Träge lehnen wir an unsren Ketten,
stammeln leise: Danke. Das genügt.

Nur aus unsren Fantasien
ist das Atmen noch nicht ganz verbannt.
Nein! Wir haben uns nicht ausgeliehen,
und der Widerstand liegt auf der Hand.

Totgeboren, aber nicht verloren.
Ausgebootet, aber noch ist Zeit.
Zwar, wir spüren blutend ihre Sporen,
doch wir sammeln uns vor ihren Toren,
denn nur uns gehört die Ewigkeit.

Verehrter Herr Richter

Verehrter Herr Richter,
wie halten Sie das nur aus -
Tag für Tag vollkommen zu sein?
Sucht einer, der täglich schuldig spricht,
auch manchmal Schuld bei sich allein?

Verehrter Herr Richter,
sind Sie jemals gesessen?
Nicht nur so mal reingeschneit, nein, nein, für längere Zeit?
Wissen Sie, wissen Sie, was dort das Schlimmste ist?
Keine Zärtlichkeit! Keine Zärtlichkeit!

Verehrter Herr Richter,
wann sind Sie jemals nackt zu sich?
Andere entkleiden Sie doch dauernd öffentlich!
Sie allein
wären ja gar nicht so fürchterlich.
Aber leider hat Ihr Urteil so viel Macht hinter sich.
Verehrter Herr Richter, Sie setzen sich ja gar nicht neben mich.
So von Mensch zu Mensch - warum erhöhen Sie sich?
Verehrter Herr Richter,
ich hab eine Bitte an Sie:
Verwenden Sie Ihre Macht für Freispruch und Amnestie!

Verehrter Herr Richter
ich bitte für alle um Gnade
Denn die Menschheit ist fürs Gefängnis zu schade.

Vom Sinn

Er ist amorph, er ist nicht leicht zu fassen.
Er ziert sich und verkleidet sich auch gern.
Am besten wär´ es sicher, ihn zu lassen
vielleicht im "Faust" versteckt, als Pudels Kern,

in Philosophenseminaren, auf Kongressen
und fest versiegelt im gehobenen Gedicht.
Jedoch weil jeder so auf ihn versessen,
wird er gefunden, ob´s ihn gibt oder auch nicht.

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Denn der Sinn liegt immer irgendwo drin.
Ja, wo ist er denn, wo bleibt er denn,
wo hat er sich versteckt?
Hat von Ihnen vielleicht jemand
den Sinn entdeckt?

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Ja, wo ist denn der Sinn schon wieder hin?
Schnell, wir müssen uns beeilen.
Hinter jeder dieser Zeilen
kann er kauern, mauern, lauern - der Sinn.

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Denn der Sinn liegt immer irgendwo drin.
Ja, wo ist er denn, wo bleibt er denn,
wo hat er sich versteckt?
Hat von Ihnen vielleicht jemand
den Sinn entdeckt?

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Ja, wo ist denn der Sinn schon wieder hin?
Schnell, wir müssen uns beeilen.
Hinter jeder dieser Zeilen
kann er kauern, mauern, lauern - der Sinn.

Schön wär´s, Sätze zu schreiben, die bleiben,
obwohl sie nichts wollen und sollen.
Aber etwas drängt mich, engt mich ein und zwängt mich.
Existenzielle Schwere beschränkt mich.
Und dann hilft kein Fluchen, denn dann muss ich suchen,
muss in Sätzen wühlen, stecke knietief in Gefühlen,
leg mich auf die Lauer, werd´ kein bisschen schlauer,
und schon ist er hin - der Sinn.

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn ...

(Ach einmal liegen zu bleiben
statt 84Bleib nicht liegen93 zu schreiben ...)
Ohne Hintergrund kreieren, mit Metaphern jonglieren,
mit servilen Barbieren über nichts bramarbasieren,
mit billigen Schmieren auf Bühnen brillieren,
trivialisieren, semantisch masturbieren,
ohne Rücksicht auf Gewinn und vor allem ohne Sinn ...
Und auf einmal wird mir angst und bange:
Vielleicht tu´ ich das ja alles schon lange!

Darum suchen wir jetzt alle nach dem Sinn ...

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Ja, wo ist denn der Sinn schon wieder hin?
Schnell, wir müssen uns beeilen!
Hinter jeder dieser Zeilen
kann er kauern, mauern, lauern,
sich verstecken, Zähne blecken,
schlichte Herzen derb erschrecken,
in Kritiken schwadronieren, resümieren, reüssieren,
als Erleuchtung sich gerieren ...
Helft mir doch - da geht er hin:
der Sinn.

Waidmanns Heil

Sie werden kommen, um zu jagen
mit Gewehren in der Hand,
und sie schleifen ihre Ketten
voller Wollust übers Land.

Ihre Hunde jaulen leise,
denn sie wittern meinen Duft,
und ihr Adler stößt verklärt
den krummen Schnabel in die Luft -

ja, ich seh sie schon...

Diese Erde breitet lächelnd
ihre Kälte über mich,
alle Stürme sind versammelt
um zu stürmen gegen mich.

Selbst mein unerhörtes Schweigen
wird beflissentlich bewacht.
Ihr wollt richten? Welche Richtschnur?
Was ihr Recht nennt, nenn ich Macht!

Waidmanns Heil, ihr werdet jagen,
meinen Mut zu Markte tragen.
Waidmanns Dank, ihr müßt mich kriegen.
Eure Gerechtigkeit wird siegen.

Greise Mönche hetzen gierig
mit Gebeten ins Geschehen.
Schon am Modern, doch sie werden
sich mit Lust an mir vergehen.

Ihr Gemurmel steigt nach oben
und formiert sich zum Gefecht.
Schleudre deine Blitze, Vater,
denn dein Urteil ist gerecht.

Waidmanns Heil, ihr sollt mich kriegen.
Die Gerechtigkeit wird siegen.
Waidmanns Dank, ihr sollt mich haben.
Ich helf mit mein Grab zu graben.

Sie werden kommen, um zu jagen,
und die Städte werden leer.
Schon umzingelt mich ihr Atem,
und die Luft wird zäh und schwer.

Alle Menschen werden Brüder,
denn sie haben einen Feind.
Wieder sind die Pharisäer
in Wahrhaftigkeit vereint.
Waidmanns Heil, ihr werdet jagen,
meinen Mut zu Markte tragen.
Waidmanns Dank, mich sollt ihr kriegen:
Alle könnt ihr nicht besiegen.

Was immer mir der Wind erzählt

Es duftet nach Akazien und
dein Lächeln duftet auch.
Die Winde meinen´s gut mit uns,
die Welt nimmt uns in Kauf.

Wir reden nicht, wir schweigen nicht,
wir sind ganz einfach da.
Wir spiegeln uns im Sommerlicht
und sind uns nah.

Als hätt´ ich dich noch nie gesehn,
verwirrt mich dein Gesicht.
Die Zeit mag ruhig zugrunde gehn.
Wir tun es sicher nicht.

Wir geben uns ganz absichtslos
und ohne tief ´ren Sinn
wie Wolken unterm Himmel ziehn
der Liebe hin.

Was immer mir der Wind erzählt,
der Mond und mein Klavier:
Sie singen nur das eine Lied,
sie singen nur von dir.

Sie kannten dich schon vor der Zeit,
bevor die Welt entstand.
Dein Name ist in jeden Baum,
in jeden Fels gebrannt.

Es gibt so viele Lieder über
diesen Augenblick,
voll Schwülstigkeit und Flieder und
mit wehem Blick zurück.

Doch all die schweren Worte,
sie sind nichts als gut gemeint.
Sie können nicht beschreiben,
was uns beide eint.

Das Laute schweigt, die Stille tönt.
Ich weiß nicht wer ich bin.
Und alles ist so unbestimmt
und sinnvoll ohne Sinn.

Die Welt ist wohl aus Nichts gemacht,
ganz leicht, wie nebenbei.
Und ohne dich bricht diese Welt
ganz sicherlich entzwei.

Was immer mir der Wind erzählt, ...

Was passierte in den Jahren

Wie du doch das Treiben satt hast!
Immer wirft dich diese Flut
an ein unbekanntes Ufer,
und dir fehlt schon lang der Mut,
neuen Küsten zu begegnen.
Du bist müde, gräbst dich ein
und beschließt für alle Zeiten,
nie mehr heimatlos zu sein.
Und das nennt sich dann erwachsen
oder einfach Realist.
Viele Worte, zu umschreiben,
daß man feig geworden ist.

Was passierte in den Jahren,
wohin hast du sie verschenkt?
Meistens hast du doch am Tresen
das Geschick der Welt gelenkt.
Und die fiel nicht aus den Angeln,
höchstens du fielst manchmal um,
und für die, die du bekämpft hast,
machst du jetzt den Buckel krumm.

Auch du wolltest wie die andern
fest in einem Weltbild stehn.
Statt die Ängste zu durchwandern,
übst du, sie zu übersehn.
Manchmal jagst du für Sekunden
deinen Zweifeln hinterher,
doch aus Sorge um die Wunden
bleibst du lieber ungefähr.

Und dann triffst du noch die Kämpfer
aus der guten alten Zeit,
fesche Jungs mit drallen Frauen,
und ihr lächelt alle breit.

Was passierte in den Jahren,
wohin hast du sie verschenkt?
Meistens hast du doch am Tresen
das Geschick der Welt gelenkt.
Und die fiel nicht aus den Angeln,
höchstens du fielst manchmal um,
und für die, die du bekämpft hast,
machst du jetzt den Buckel krumm.

Und ich frag mich, ob ich wirklich
so viel anders bin als du.
Zwar, ich kleide meine Zweifel
in Gedichte ab und zu,
das verschafft paar ruhige Stunden,
eigentlich ist nichts geschehn.
Ach, es gibt so viele Schliche,
um sich selbst zu hintergehn.
Doch da muß jetzt was passieren,
zuviel Zeit ist schon verschenkt,
und es wird von den Erstarrten
das Geschick der Welt gelenkt.
Und die fällt bald aus den Angeln.
Komm, wir gehen mit der Flut
und verwandeln mit den Wellen
unsre Angst in neuen Mut.


Wenn der Sommer nicht mehr weit ist

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel violett,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wieder breit ist,
satt und ungeheuer fett.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und die Luft nach Erde schmeckt,
ist´s egal, ob man gescheit ist,
wichtig ist, daß man bereit ist
und sein Fleisch nicht mehr versteckt.

Und dann will ich, was ich tun will, endlich tun.
An Genuß bekommt man nämlich nie zuviel.
Nur man darf nicht träge sein und darf nicht ruhn,
denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel ein Opal,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wie ein Weib ist,
und die Lust schmeckt nicht mehr schal.

Wenn mein Ende nicht mehr weit ist,
ist der Anfang schon gemacht.
Weil´s dann keine Kleinigkeit ist,
ob die Zeit vertane Zeit ist,
die man mit sich zugebracht.

Und dann will ich, was zu tun ist, endlich tun.
An Genuß bekommt man nämlich nie zuviel.
Nur man darf nicht träge sein und darf nicht ruhn,
denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel violett,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wieder breit ist,
satt und ungeheuer fett.

Till Lindemann

Heinrich Heine

M. Roth

 ...Und Uber Allem Weht Der Wind So Kalt (Pest I)

Vor zwanzig Tagen kam der Tod in die Stadt
In unserem Dorf leben kaum mehr hundert Mann
Die Ratten zwar kamen als ihre Boten
Und dann begann die Herrschaft der Pest

Eine nach der anderen fullte sich die Pestgruben
Die Hutten im Dorf langst niedergebrannt
Ich wei? nicht mal, wie viele noch am Leben sind
Sie haben sich verkrochen vor dem Untergang

Seit der Doktor starb, fuhrt
niemand mehr den Leichenkarren
Su?en Totenruch treibt der
Herbstwind uber's Land
Langst kann kein Fenster ich mehr offnen
Der Nachtwind zeugt vom Tod der allgegenwartig ist.

Nun bin ich allein.
Mein Vater vor acht Tagen
gegangen und heut ist die Mutter ihm gefolgt
Zum Schlu? hat sie ihren Sohn
nicht mal mehr erkannt.

Und uber allem weht der Wind so kalt
Mein letzter Schrei ... schon lange verhallt

Zwei Tage zuvor ist der neue Pestdoktor gekommen
Er schnitt ihre Beulen auf und
sprach, da? er bald wieder nach uns sahe
Mir war so ubel, ich hab ihn kaum vernommen.
Was nutzt unser Reichtum uns jetzt
Wenn der Tod uns holt.
Einen nach dem anderen.

Und uber allem weht der Wind so kalt

Oben auf der Burg sieht man niemand mehr
Vielleicht sind jetzt alle schon tot
Seit Tagen hab ich nicht mehr geweint
Da sind keine Tranen mehr

Jetzt ist nichts mehr ubrig
Nur mein Leben hab ich noch
Wie lang wei? allein die Pest
Fortzugehen ist sinnlos
Denn uberall ist es wie hier

Ich werd mich betrinken
Und warten auf den Tod
Es hei?t, es gibt ein Licht
Am Ende des Weges
Ich werde sehen, ob es stimmt...

 

Eisenkreuzkrieger

Es ist do bitter kalt
Väterchen Frost sitz mir im Nacken
Irgendwo vor Stalingrat
In einer Hölle aus Eis und Schnee

Meine Einheit ist gefallen
Im Sperrfeuer von Gerstern Nacht
Nur der Franz ist mir geblieben
Wir sind die letzten von 112

Ich habe einen neuen Feind
Es ist der Hunger in seiner ganzen Pracht
Er frisst sich langsam durch den Leib
Bestimmt mein Handeln ganz allein
Nachts lässt er mich nicht schlafen
Wenn rasselnd mein Atem stieg

Doch schließ ich die müden Augen
Seh ich das Einzige, was mich am Leben hält
Dort wo meine Wiege stand, da ist mein Heimatland
Das Reihenhaus mit Schrebergarten
Wo meine Frau und Kinder warten
Hier wo die Eisenkreuze sprießen
Werd ich heiß mein Blut vergießen
Wo statt Ehre Wahnsinn fand
Werden wir fallen im Feindesland

Heute Nacht kam ich dem Franz ganz nah
Viel näher als ihm recht sein konnte
Erst hab ich mich an ihm gewärmt
Dann hab grausam seine Kehle durchgetrennt
Dann kam der Irrsinn durch offene Türen
Ich trank im Wahn sein heißes Blut
Und fraß gierig das junge Fleisch
Drei mal hab ich gekotzt bis es in mir blieb

Franz war nun mein Proviant
Er ist mein treuer Kamerad
Doch was sagt das über mich?
Bin ich kein guter Wachsoldat
Als ich heut früh dem schlaf entfloh
Da stand ein Russe über mir
Er lachte, schoss mir in den Kopf
Und so endet mein Krieg hier

Und wo sein Herz in Flammen stand
So weit entfernt vom Heimatland
Dort zwischen 1000 andren Toten
Fror sein Leib auf kaltem Boden

Wo ihn der Tod im Schneesturm fand
Verschwand sein Leib im Feindesland
Und eine Frau wird ewig warten
Auf die Heimkehr ihres Ehegatten

Und wo sein Herz in Flammen stand
So weit entfernt vom Heimatland
Dort zwischen 1000 andren Toten
Fror sein Leib auf kaltem Boden
 

 

Stahlschwarzschwanger

 

Seit zwölf Tagen bin ich gereist
doch nur weil ich der Nacht zum Trotze.
Ich bin der Sonne schönstes Kind
weil mich ihr Schein
weil mich ihr Schein
zum Leuchten bringt

Des Nachts schlief ich im Staub der Straße
mein Antlitz dem Monde abgewandt
Will wieder seine bleiche Schönheit seh'n
will nie mehr kalt
will nie mehr kalt im Dunkeln steh'n
Sonnenlicht - reinige mich
brenne dich tief ein - unter die Haut
vertreib die Schatten, die mir so vertraut

Sonnenlicht - errette mich
lösch die Sünden - wasch mich rein
will immer treu dein Diener sein
dein Diener sein

Doch das Sonnenlicht reinigt mich nicht
war zu tief im Abgrund - ein Teil davon
Stahlschwarzschwanger
des Todes Sohn
des Todes Sohn
des Todes

Sonnenlicht!
Es kriegt mich nicht!
Schwarz wie die Nacht
selbst am hellichten Tag
doch das Dunkel im Herzen
egal was kommen mag.
Ich bin der Sonne wirklich zugetan
schau aufmerksam die Welt bei Lichte an
und weine, weil es mich nicht wärmen kann
ich bin allein, so allein in meiner Haut.

Nur der Hunger lässt mich aufrecht steh'n
Treibt mich vorwärts, lässt mich niemals untergeh'n
Ich weiß genau wie ich ihn stillen kann:
Mit einem Leben - egal ob Frau ob Mann.

Ich schaue zu, wie der Nachmittag stirbt
die blassen Abendnebel ziehen auf
um mich herum das Licht verglüht
als ob es mich das letzte Mal berührt.

Doch das Sonnenlicht reinigt mich nicht
war zu tief im Abgrund - ein Teil davon
Stahlschwarzschwanger
des Todes Sohn
des Todes Sohn
des Todes

Und dann endlich befrei mich aus
benetz das trock'ne Auge taufrisch
füll die Lunge mit neuem Leben
Entdeck die Welt als Gabentisch

Seit tausend Jahren bin ich gereist
bei Mondeslicht dem Tag zum Grause

Ich bin des Nachtwinds schönstes Kind
Weil mich sein Hauch
Weil mich sein Hauch zum Leben treibt

Im Reich Der Fleischlichkeit

Gib mir Liebe...
Schenk mir deinen Körper für eine einzige Nacht
Erweise mir die Gunst für ein paar Stunden
Bis für immer uns der neue Morgen trennt

Schenk' mir Wärme...
Deinen Leib auf durchnässtem Leinen wünsch' ich mir
Für dein falsches Lächeln bezahl' ich gerne

Was ist schon Geld für ein paar Stunden mit dir?
Erfüll' mir einen Wunsch
Dies ist dein Job, dafür bist du bei mir
Laß mich tief dringen, in warmes, lebendiges Fleisch
Laß mich versinken im Reich der Fleischlichkeit

Schenk' mir Vergessen...
Tue das, was du am besten kannst
Halt mich fest in deinen Armen
Sag mir, daß du mich liebst -
Auch wenn du nicht mal meinen Namen kennst...

Dein Gesicht werd' ich bald vergessen
Und auch für dich werd' ich bald vergessen sein
Einzig mein Geld in deinen Taschen
Ist das, was von unsrem Treffen übrig bleibt

Wenn mich zärtlich die Morgensonne weckt
Ist die Zeit für den Abschied nähergerückt
Nur noch dein Geruch in den Laken
Der mich von der Wirklichkeit trennt

Die Nacht ist gewichen, meine Arbeit beginnt
Das Reich der Fleischlichkeit - versiegelt für einige Zeit
Sorgsam kleid' ich mich an und lade meine Waffen
Und lächelnd verlass' ich den Ort falscher Liebe

In wenigen Stunden wird ein Mensch durch mich sterben
Dafür werd' ich schließlich fürstlich entlohnt
Ich kenn' seinen Namen; weiß, wo ich ihn finde
Das reicht mir, sein Leben bedeutet mir nichts

In ein paar Tagen werd' ich Liebe mir kaufen
Die Freuden des Fleisches sind Notwendigkeit
Ein paar Menschen sterben, ein paar Menschen lieben
Dies ist das Spiel, das wir alle hier spielen
Und für beide Seiten bin ich gerne bereit
Im Reich der Fleischlichkeit...

 

Im Dornenwall

Versuchst dein Leben auszufüllen
Verbissen auf der Jagd nach Glück
Konsumiert in kleiner Dosis
Bleibt schal sein Nachgeschmack zurück

Glück verhält sich oft bedeckt
Ganz unscheinbar und gut getarnt
In einem Dornenwall versteckt
Greifst du danach, beißt es nach dir

Kannst es nicht greifen
Dein Blut das kleine Glück befleckt
Wenn Dornen dir ins Fleische bohren
Sein Glanz verblasst vor Schmutz und Dreck

Sie lässt dich taumeln, drogenschwanger
Die Leere deiner Existenz
Wenn dir bewusst wird, was verkrüppelt -
Der hohlen Hülle Lebenshauch

Versuche deinen Weg zu gehen
Wohin er dich auch führen mag
Denn am Ende jeder Reise
Erwartet dich ein frisches Grab

Und auf dem Weg bis hin zum Ziel
Vergräbst du dich im Dornenwall
Der tief in dir, im Fleisch verborgen
Entfaltet wirr sein Wurzelwerk

Jeder weit´re Tag bringt näher
Das, was du verdrängen willst
Bei jeder Stunde, die noch bleibt
Im Hintergrund das Ende grinst

Frohe Zeit, verblasste Schönheit
Formt dir die Züge, Jahr für Jahr
Und bald wird gänzlich nebensächlich
Das, was zuvor wichtig war

Genieße es, dein einfach Leben
Das einzige, was dir geschenkt
Denn wenn der Wall dich zugewuchert
Nur eine Frage dich bedrängt:

Wozu leiden, wozu leben -
Wenn einzig… sterben -
Jede Antwort dir kann geben?

 

Eispalast

Ein Schatten wandert langsam
In tristem Morgenlicht
Gesichter voller Leiden
Die Erinnerung an sie getrubt

Hier oben sind es viele
Ihre Namen langst versiegt
Hier oben ist die Luft wie Eis...
Mein letzter Krieg...

Bei Tag habe ich gemordet
Und nachts war ich bei dir
Manche fallen auf die Knie
Ich wei? nicht mehr wofur

Bei Tag war ich dein Killer
Und nachts im Eispalast
Manche fallen auf die Knie
Ich habe sie umgebracht
Ich zahl die Zeit...

Ein Augenblick voll Ruhe
Wie festgefugt im Eis
Plotzlich wieder dieser Schmerz
Ewigkeit hat ihren Preis

Tausend Jahre ziehn vorbei
Und nichts ist wie es scheint
Meine Jugend hab ich verleugnet
Genau wie meinen Tod

Gefuhle hab ich langst vergessen
Keine Freude mehr in meinem Sein
Das einzige, was mir geblieben
Ist dein eisiger Ku? bei Kerzenschein

Hier oben gibt es keine Reue
Hier oben herrscht die Ewigkeit
Viele hab ich mitgenommen
Und noch viel mehr werden bald kommen

 Westwärts

Dunkelheit -
Senkt herab auf mich ihr schwarzes Kleid
Dunkelheit -
Ist alles, was mir vom Leben bleibt

Ich werde in die Flammen geh'n
Und aus dem Feuer auf euch seh'n
Werd' versuchen bis zum letzten Atemzug -
Aufrecht zu steh'n...
Aufrecht untergeh'n...

Selbst wenn der Wind sich westwaerts dreht
Fuer mich ist alles laengst zu spaet

Ich hab' die Scheite aufgereiht
Ruecken an Ruecken, deutsche Eiche
Ein Funke reicht, sie zu entflammen
Fuer Feuer, das zum Himmel schreit

Welch schoener Anblick waermt mein Herz
Und auch das Haar beginnt zu glimmen
Ein Schritt nach vorn bringt die Erloesung
Von Leben, Trug und falschem Schein

Als mein Fleisch tropft von den Knochen
Ein Sturm zieht auf, wird zum Orkan
Westwaerts weht er meine Asche
Im Osten bleibt nur Glut zurueck

Am naechsten Tag, geloescht die Glut
Und nicht viel hat sich veraendert
Nur ein Mensch ist nicht mehr da
Jener Mensch, der ich einst war...

Nur ein Mensch ist nicht mehr da
Jener Mensch, der ich einst war...

Scharlachrotes Kleid

Leblos liegst du da
Mit dem Geruch von Fleisch im Haar

Leblos ist dein Leib
Nur ein Beweis von Endlichkeit

Verf¤rbt ist deine Haut
Der Tod hat dir den Glanz geraubt

Heute war dein letzter Tag
Dein neues Heim ein kaltes Grab

Heute war ein Neubeginn
Mein Leben verliert seinen Sinn

Du warst mein letzter Halt
Ohne dich ist alles leer und kalt

Mit deinem Blut schrieb ich ein Gedicht
VerschlieŸ deine Augen ewiglich

Du warst die Quelle meiner Kraft
Doch eine Kugel hat dich hingerafft

Mein Glauben an die Wirklichkeit
Weicht der schlimmsten Form von Einsamkeit

Und alles, was mir von dir bleibt
Sind Gedanken voller Z¤rtlichkeit

Wenn endlich dann die Nacht anbricht
Komm ich zu dir und hole dich

Trag es fìr mich nur ein einziges Mal
Das scharlachrote Kleid
Trag es fìr mich, es schmìcket dich
Das scharlachrote Kleid
...auf erstarrtem Fleisch...
Trag es wìrdevoll
Das scharlachrote Kleid
Trag es, bis die F¤ulnis kommt
Das scharlachrote Kleid
...auf erstarrtem Fleisch...

Der, der dich von mir nahm
Versprìhte sein Blut, klebrigwarm

Sein Leichnam verlor jede Form
Kleine Spur von Menschennorm

Den Rest verbrannte ich
Mit einem l¤cheln auf dem Gesicht

Dein Bildnis versiegelt mein Herz
Doch Liebe besiegt jeden Schmerz

Wenn denn eins meine Stunde naht
Steig ich mit Wìrde in mein Grab...

Und trag es dann fìr dich,
nur ein einziges Mal
Das scharlachrote Kleid
ich trag es fìr dich, es schmìcket mich
Das scharlachrote Kleid
... auf erstarrtem Fleisch...
Trag es, wìrdevoll
Das scharlachrote Kleid
Ich trag es, bis die F¤ulnis kommt
Das scharlachrote Kleid
...auf erstarrtem Fleisch...

 

Dreizehn

An einem kalten Novembertag
Bring ich Blumen zu deinem Grab
Ich stell sie neben den Marmorstein
Und denke an dich, die ganze Zeit

Die Bäume verlieren ihr Blätterkleid
Es schmückt dein Erdreich mit buntem Glanz
Tief dort unten wartest du auf mich
Die Maden fraßen dein Gesicht

Vor einem Jahr war ich das erste Mal hier
An deinem Sarg, kurz nach halb vier
Sie ließen sorgsam den Leichnahm hinab
Und warfen dir Erde und Blumen ins Grab

Kurz zuvor hab ich dich getroffen
Und aus deinem Herzen das Blut gesoffen
Ich warf dich in den Fluß neben meinem Haus
Kurz darauf zog man dich wieder raus

Du warst meine 13, eine besondere Zahl
Gern denk ich an dich, deine Todesqual
Im letzten Jahr sind noch weitre gekommen
Die ich besuche, in besonderen Stunden

An dein Grab kehr ich gerne zurück
Ich genieß die Minuten, mein besonderes Glück
Das ich dich traf, hat unser Leben verändert
Meines hat es bereichert, deines hat es beendet

Meine Zeit ist vorrüber, ich muß weitergehn
Um ein paar Reihen weiter vor dem nächsten zu stehn
Heute nacht schon, wenn der volle Mond mich leitet
Wird der Inhalt des nächsten Grabes bereitet...

Krebskolonie

Ich liebe es wenn der Tag vergeht
In einem letzten Spiel des Abendrots
Wenn der Mond sich ìber die Hìgel erhebt
Und Dunkelheit die Leichenberge verdeckt

Ich liebe die Wanderungen bei Nacht
Wenn der Nebel sich auf die Toten legt
Wenn die Qual ihrer Fratzen das Dunkel tilgt
Und nur der Wind ihren Gestank mit sich tr¤gt

Bei Tag schaffen sie die Toten hinaus
Nach drauŸen zu uns in die Krebskolonie
Es sind nicht mehr viele, die sich nicht infizierten
Und t¤glich schwindet die Zahl der Negativen

Vor drei Jahren hat das Sterben begonnen
Der Virus kam zu uns ìber den Ozean
Dann wurden ganze Landstriche entvælkert
Und Krebskolonie die Orten der Kranken genannt

Ich habe die Symptome an mir entdeckt
Ich ging in die Kolonie, bevor sie mich dazu zwangen
Meine einzigen Freunde sind nun die Virustoten
Denn bald werde ich einer von ihnen sein

An vielen Stellen platzt mein Kærper entzwei
Durch faulendes Fleisch seh ich die eigenen Knochen
Wenigstens nimmt der Virus einem die Schmerzen
Und schaltet das Gehirn fast g¤nzlich aus

Gestern zwang mich der Hunger von den Toten zu essen
Der Geschmack war zwar bitter, aber sonst O.K.
Die Augen des Leichnams blickten mich dabei an
Dann fraŸ ich auch sie, und ihre Anklage verschwand

Ich liebe es, wenn mein Kærper vergeht
Denn der Tod ist besser als ein Leben hier
Voller Inbrunst sehn ich mich nach jener Stunde
Wenn der Mond sich ìber meiner Leiche erhebt
Und Dunkelheit den Verstand mit sich tr¤gt...

Mein Hirn zersetzt sich
Best¤ndig mit jeder Stunde
Doch mein Leben klammert sich an mich
L¤sst mich nicht frei

Metastasen verbeulen meinen Leib
Ein schmieriges Grau l¤uft aus meinem Auge
Der Gestank schreit himmelweit
Wenn ich an meinen Wunden sauge...

Krebs macht frei
Alles verliert seinen Sinn
Doch bevor ich sterbe
Nehm ich noch manchen mit
Kraft durch Krebs
Mein Kærper tut kaum mehr seinen Dienst
Kraft durch Krebs
Ich bin der wandelnde Tod

Ich schlachte eine Wache
Am Rande der Krebskolonie
Jetzt hab ich all die Waffen
Und betrete im Fieberwahn die Stadt
Die Kugeln finden ihr Ziel
Und Dutzende fallen in den Staub

Sie wissen nicht warum sie sterben
Der Alphalt f¤rbt sich scharlachrot
Der sanfte Abendwind
Tr¤gt den Hall der Kugelsalven fort

Meine Munition droht zu versiegen
Noch drei weitre Negative sterben
Dann ist nur noch eine Kugel im Lauf
Ich heb sie fìr mich auf

Krebs macht frei
Ich nehm es fìr mich als gegeben
Jetzt ist die Zeit gekommen
Um zu beenden mein Leben
Kraft durch Krebs
Mein Kærper kann kaum mehr aufrecht stehen
Krebs macht frei
Und die Kugel reiŸt den Sch¤del entzwei...

Dein Blut

Vor mir liegt ein Stück Papier
Mein ganzes Leben steht darauf in ein paar Worten
Den ganzen Tag hab ich daran geschrieben
Doch allzuviel ist nicht daraus geworden...

Das letzte Tageslicht flieht aus meinem Zimmer
Nur Einsamkeit erfüllt den Raum
Ich liebe die Dunkelheit
Denn im Dunkeln sieht man nicht
Die Tränen - auf dem Gesicht...

Ich zünde eine Kerze an
Und schließ die Augen
Vor mir seh ich dein Gesicht
Der Mund steht offen, als wollt' er etwas sagen
Doch keine Silbe weht zu mir heran

Ich sah dein Blut
Und wußte, die Zeit mit dir ist nun vorbei
Ich sah dein Blut
Wie es tropfte, wie es floß
Ein warmer Regen, der sich über mich ergoß

Und als dein Leib aufbrach -
Und als die Wunden kamen -
Sah - ich - dein - Blut...

Vor mir liegt ein nackter Leib
Sein ganzes Blut hat er her für mich gegeben
Den ganzen Tag hab ich ihn gejagt
Doch am Ende gab er mir sein Leben

Das erste Tageslicht bricht herein ins Zimmer
Und Helligkeit erfüllt den Raum
Ich hasse den neuen Tag
Denn man sieht im Sonnenlicht
Dein Blut, (trocknend) auf dem Gesicht

Ich lösch das Kerzenlicht
Und schließe deine Augen
Lächelnd küss' ich deine Lippen
Dein Mund steht offen, als wollt' er etwas sagen
Doch keine Silbe weht zu mir heran -
NIE MEHR!

Ich trank dein Blut
Und wußte, die Zeit mit dir ist nun vorbei
Ich trank dein Blut
Wie es tropfte, wie es floß
Ein warmer Regen, der sich in mein Maul ergoß

Und als dein Leib aufbrach
Und als die Wunden kamen -
Trank - ich - dein - Blut...

Glas

Der Frost hat sich hinein gefressen in hundert Jahren Bitterkeit.
Ein Gefühl, das niemals starb, hab’ ich begraben, nah beim Herzen.
Dort irrt es ruhelos umher und greift die Nervenbahnen an.
Ein dumpfer Schmerz pocht tief in mir seit hundert Jahren Einsamkeit.

Des Todes Antlitz schmückt den Sarg aus Glas,
In ihm sich spiegelnd mein Gesicht,
Hab’ es zerschnitten mit scharfer Klinge.
Doch dieses Lächeln löscht auch nicht der Stahl,
So lebt es weiter, so bleibt es ewig,
Bis auch der Sarg aus Glas zerbricht.
Bis auch der Sarg aus Glas zerbricht...
Doch etwas schweißt den Motor, treibt mich vorwärts,
Lässt heiß mein Herz in Flammen stehn.
Bittersüß der Fluch der Rache,
Die meine Hand führt hin zum Untergang.

Das kleine Leben

Mein Blick ist getrìbt
So nah bei den Flammen, dass ich kaum mehr etwas erkenne
Vor den Toren der Stadt gellen Schreie durch die Nacht
So grell, so schmerzerfìllt, dass der Wind sie tr¤gt
Bis hierher, wo meine Seele gefriert...

Das Dunkel erfìllt von starrer Bewegung
Fackeln, brennendes Pech zerreiŸt den Schleier der Nacht
Das Klappern der Leichenkarren kommt n¤her und n¤her
Vermummte Gestalten sammeln ein, was der Tod ihnen bringt

Der weiŸe Schnee als Kontrast zu verkrampften Gliedern
Reinheit wie Seide, darauf geronnenes Blut
Zerplatzte Haut, Fetzen von Kærpern
Blicklose Augen in gefrorenen Hæhlen
Anklagend, flehend, ohne Spur von Leben

DrauŸen vor den Toren brennen Leichenfeuer
Geschundene Kærper im letzten Geleit
Manche von ihnen sind nicht ganz vergangen
Doch die Flammen beenden, was die Pest begann...

Sie bewachen die Stadt mit finstrer Mine
Wer hineinwill, verliert sein Leben durch den Lanzenstich
Einzig die Totensammler haben freies Geleit
Was sie nach drauŸen bringen, f¤llt der Glut anheim
Der Tod schleicht unaufhaltsam durch die Strassen der Stadt
Noch reichlich Futter vorhanden, das zu holen er hat

Kein Unterschied der St¤nde zu erkennen in den leblosen Fratzen
Im Sterben vereint sind sie alle sich gleich
Ob reicher Lehnsherr, ob armselger Bauer
Die Pest ist nicht w¤hlerisch, wen sie zu sich nimmt
Die Plage weilt unter uns allen
Und keine Hoffnung mehr, die die Seele befreit

Gehetzt voller Furcht untersuch ich meinen Leib
Bald tausend Male, den ganzen Tag
Noch keine Anzeigen des schwarzen Grauens
Nur eine Frage der Zeit, bis der Tod sich zeigt...

Meine Familie ist bereits von mir gegangen
Vor wenigen Tagen, als der Schnitter sie rief
Die Leichen brannten mit den anderen
Die Asche im Wind ist, was von ihnen blieb...

Gott weilt nicht l¤nger unter uns Menschen
Hier zeigt sich, wo seine Macht versagt
Einzig Sterben und Grauen und Furcht
Sind die neuen Helden, deren Macht ungebrochen und stark

Ich will nicht l¤nger verweilen
Hier drinnen, wo Gram die Mauern durchdringt
Ich muss nach drauŸen, in die flirrende Kalte
Die Schreie der Sterbenden Begleiter auf meinem Weg

Frost brennt in rotger¤nderten Augen
Ein kalter Hauch, der in den Haaren spielt
Die Schritte unsicher, weil kein Weg sich mir zeigt
Und dennoch, unbeirrt n¤here ich mich den Wallen der Stadt

Ein Pestkarren begegnet mir, verwaist und verlassen
Tote stapeln sich weit in die Nacht empor
Der Fahrer im Schnee ohne ein Zeichen von Leben
Ein weitres Opfer, kein Grund um l¤nger zu verweilen

Wie unter Zwang verlasse ich den Ort
Die Schatten nutzend, vor den Blicken der W¤chter verborgen
Einzig Spuren im Schnee bezeugen meine Gegenwart
Ein stummer Ruf hat meiner sich bem¤chtigt
Und nichts kann mich halten ihm Folge zu leisten

L¤ngst liegt die Stadt hinter mir
Eisesk¤lte erfìllt mich bis ins Mark
Doch mein Weg fìhrt weiter hinaus in die Nacht
Der Ruf leitet mich sicher an mein Ziel

Dann steht sie vor mir - in verblichenen Leinen
Die Haut blau erfroren - wie abgestorben
Ihre Schænheit jedoch kann dies nicht mindern
Nur die Beulen leuchten im fahlen Licht

Unverkennbar - sie ist ein Kind der Seuche
Doch genìgend Leben - in ihr um mich zu versuchen
Ihr sìndiger Leib eine einzige VerheiŸung
Der ich nicht l¤nger wiederstehen kann

Sie kommt n¤her, ihre Lippen finden meine
Wie im Wahnsinn erwieder ich diesen Kuss
Dann sinken wir nieder auf den frostigen Boden
Unsre Kærper verschmelzen ein einziges Mal

Als wir uns trennen ist ihr Leben beendet
Starr ist ihr Kærper wie der Boden unter ihr
Ihre Lippen verzerrt zu wissendem L¤cheln
Denn nun ist es an mir, die Pest zu verbreiten
Nun bin ich ihr Bote und ein Teil von ihr...
So lange bis es endet, mein kleines Leben...

Salz Der Erde

Ich war die Seuche, die den Körper
faulen lässt
Ich bin die größte Geißel, einzig am Sterben
halt ich fest
Ich war die Pest, der Tausende zum Opfer fiel
Ich bin der Weg, ich bin das Ziel -
Ich bin das Salz...
... in den Wunden dieser Welt...
Nennt mich das Salz der Erde...

Ich war der Krieg, der jedes Land in Atem hielt
Ich war der Trupp der Maden,
der das Fleisch der Toten stielt
Ich war die Bombe, die auf Hiroshima fiel
Ich war der Weg, ich bin das Ziel -
Nennt mich das Salz der Erde...

Ich bin der Nebel, der den Leidensweg verdeckt
Ich bin die Flamme, die das Fleisch vom Körper leckt
Ich bin die Klinge, die in die Muskeln dringt
Und jede Spur von Hoffnung niederringt
Ich bin der einzige meiner Art
Ich bin das Salz der Erde...

Ich bin der Hunger, der beißend durch den Körper fährt
Ich bin die Furcht in den Kinderaugen dieser Welt
Ich bin die Unrast, die den Selbstmörder befällt
Und der als letzten Weg den Tod als Leben wählt
Ich war und werde immer sein
Ich bin die Wahrheit und der falsche Schein

Ich bin das Wachs, das jedes Körperglied bedeckt
Nachdem die Leiche wochenlang im Wasser schwimmt
Ich bin die Bitterkeit, die dir den Atem nimmt
Ich bin das Salz, mein Gesicht bleibt unerkannt
Doch mein Wirken zeigt euch in aller Pracht
Ich bin das Licht am Ende der Todesnacht

Ich war dort als das Leben begann
Und werde hier sein bis zum Untergang
Bis dahin verbleibt mir wenig Zeit
Ich schmücke euch mit meinem Totenkleid

Ich bin das Salz der Erde...

Herr Der Ratten

Ein Führer befiehlt -
Das Heer der Ratten folgt
Gleichgeschaltet in Reihe
Kein Gedanke an Rebellion

Ein Führer befiehlt -
Das Heer der Ratten pariert
Bittre Maske der Konformität
Was zählt, ist das Ziel
Krieg nur das Mittel zum Zweck

Ein Führer befiehlt den nächsten Schritt
Das Heer der Ratten folgt
Den Abgrund passiert
Tod für das Vaterland

Hirnwäsche für die Masse
Propaganda zur Kunstform verklärt
Selbstaufgabe als Lebensziel
Und das Heer der Ratten folgt...

Ihr Führer befiehlt -
Und die Ratte nagt an den Toten
Die Leichen von Millionen
Die Welt als Massengrab

Stirb an vorderster Front
Denke nicht an Frau und Kinder
Ritterkreuz für ein Dutzend Morde
Es verschönert die Uniform

Im Sperrfeuer tanzt der Leib der Ratte
Ihr braunes Kleid zerfetzt
Ein paar Teile finden zurück in die Heimat
Benetzt von des Weibchens Tränen...

Der Name der Ratte
Leuchtet fahl am Gedenkstein im Park
Den Befehl ihres Führers befolgt
Dies sei ihr Lohn...

Doch die Ratte schläft nie
Sie hat mehr als 1000 Leben
Wenn du denkst, sie sei ausgerottet
Trifft dich ihr Biss im Hinterhalt

Wenn ein Führer befiehlt
Formiert sich neu das Heer der Ratten
Hirntod als Eintrittskarte
In die Welt der Kameraden...

...und das Heer der Ratten folgt...

Vorboten

Es begann, als der erste Frost kam
Die Tage wurden kürzer
Die Nacht schien endlos lang
Und selbst in hellstem Sonnenlicht
Waren Schatten - lang und schmal

Mein Leben war geordnet
Ich ging meiner Arbeit nach
Selbst der triste Job in einer Bank
Wie sehn' ich mich danach...

Dann kamen nachts die Träume
Morgens stank mein Bett nach Schweiß
Wenn ich dann endlich aufstand
War mein Körper naß und heiß

Ich weiss nicht mal, wovon ich träumte
Der Traum starb mit dem Morgenlicht
Als ich schreiend dann erwachte
Verzerrt von Grauen das Gesicht

Ich litt bald an Verfolgungswahn
Und sah mich immer zweimal um
Doch niemand folgte meinen Schritten
Niemand, der bei Tage kam...

Ich fand kaum mehr genügend Schlaf
Und meine Arbeit litt sehr stark
Nachts war etwas in mir drinnen
Was mir meinen Willen brach

Es wurde schlimmer jede Nacht
Tagsüber war ich sterbenskrank
Was immer mir das Grauen brachte
Wenn ich im Schlaf hinübersank

Heute früh war alles anders
Um mich herum war Dunkelheit
Ein wenig Licht brachten mir Kerzen
Denn die Elektrik spielt - verrückt...

Ich kann das Haus nicht mehr verlassen
Versiegelt ist der Weg nach draußen
Hinter den Fenstern wabert Schwärze
Das Glas hält selbst dem Hammer stand

Mein eignes Haus ist ein Gefängnis
Das Telefon ist stumm und tot
Stundenlang schrie ich voll Grauen
Bis ich in tiefe Ohnmacht fiel...

Dann - kamen die Stimmen...

Angst Wird Fleisch

Etwas ruft mich...
Ich kann ihm nicht entkommen
Es hat mich auserkoren
Sein Bote dieser Welt zu sein

Etwas kommt...
Ich spüre es mit jeder Faser
Die Schatten werden länger
Bei immer gleichem Kerzenschein
Ich hab' mein Zeitgefühl verloren
Alle Uhren stehen still...

Still...

Etwas wird geboren
Etwas, das ich niemals sehen will
Ich höre Stimmen in mir drinnen
Ein Mißklang aus der Schattenwelt

Sie schmerzen allen meinen Sinnen
Begleiten mich die ganze Zeit
Die Furcht hält mich im Klammergriff
Sie steigert sich von Stund' zu Stund'

Vergiftet jeden Teil von mir
Wie lange fand ich keinen Schlaf
Die Angst frißt meine Seele
Und zitternd warte ich darauf -

Was bald im Keller leben wird
Die Geburt steht kurz bevor

ANGST WIRD FLEISCH
Es ist erwacht...
Irgendwann war es dort im Keller
Ich höre nur sein Atmen
Das selbst die Stimmen übertönt...

Ein Pesthauch weht durchs ganze Haus
Die Temperatur ist abgesunken
Ich hab' mich mehrfach übergeben
Der Gestank ist grauenvoll

Meine Tür hab' ich verriegelt
(Doch) Holz allein kann mich nicht schützen
Irgendwann wird es mich holen
Was immer es auch sein mag...

Ich warte hier im Dunkeln
In einem Meer aus Körperschweiß
Auf den Boten meines Todes
Von dem ich nur den Namen weiß...

Phobia...
Die Schatten schreien seinen Namen...
Phobia...
Wurde Fleisch...

Schatten Im Verstand

Der Schlaf hat sich sein Recht genommen
Als ich erwachte, war es neben mir
Es sah mich an aus toten Augen

Ihre Anzahl nicht zu schätzen
Sein Anblick schmilzt mein Hirn dahin
Ein Schattenlicht erhellt den Raum
Der Gestank in meinen Lungen -
Nur Mosaik im Todestraum...

Der Abgrund hat sich aufgetan
Und etwas in die Welt entlassen
Das keinen Namen jemals trug
Und das kein Wort beschreiben kann...

Es ändert ständig seine Formen
Es schleimt und wimmelt immerzu
Und kommt dabei ein Stückweit näher
Schreiend weiche ich zurück

Dann ist die Wand in meinem Rücken
Mein Fluchtweg ist mir abgeschnitten
Vor mir wächst es zur Decke hoch
Und sendet den Tentakel aus...

Die Wulst kommt immer näher
Sie zielt mir mitten auf die Stirn
Als es zärtlich mich berührt
Verliert mein Leben seinen Sinn

Der Verstand zerbirst in 1000 Teile
Was wichtig für mich war -
In Sekunden stirbt es dahin
Meine Vergangenheit wird ausradiert
Ein neues Zeitalter beginnt...

Dann hör ich endlich SEINE Stimme
Sie spricht zu mir in fremder Sprache
Kein Mensch hat jemals sie verstanden -
Bis sie vertraute Worte wählt...

Mein Reich Komme

Komm zu mir -
Schenk mir dein Fleisch
Reich es mir -
Dies sei dein Opfer

Stirb für mich -
Dein Tod ist mein Pläsir
Schreie laut -
Dein Leid mein Hochgenuß

Häute dich -
Deine Haut, so blutig rot
Schenk sie mir - an einem Stück...

Ihr Geschmack, so reif und zart
Reiß heraus das Herz
Laß seinen Schlag verstummen
Schütte aus dein Blut

Kotz' dir die Seele raus
Laß das Leben aus dir fließen
Ich nehm' es in mir auf
Mein Dank wird dir gebühren

Ein neues Leben schenk' ich dir
Ich werde dich belohnen
Gebe dir Unsterblichkeit
Deine Hülle - aus Fleisch...

Trägt nur kurz ihr Schmerzenskleid
Stich dir aus die Augen
Laß sie blutend gehen
Wenn ich dich mit mir nehme
Wirst du durch meine Augen sehen

Mein Reich komme
Mein Wille geschehe
Du wirst der erste sein
Und alle werden - folgen...

Mein Reich komme
Mein Wille geschehe
Ich gebe euch Unsterblichkeit
Zu dienen ist der Preis...

Wie habt ihr mich herbeigesehnt...
Seid Anbeginn der Zeit
Nun endlich bin ich ganz bei euch
Für alle Ewigkeit

Mein Reich entsteht aus eurer Welt
Auf den Ruinen aller Seelen
Ich nehme euch die Farben fort -
Und schenke Finsternis dafür...

Farbenfinsternis

Ich tat, wie mir geheißen
Und opferte mein Fleisch
Ich ließ mein Blut ausfließen
Und stach die Augen aus

Das Häuten dauert lange -
Das Abschälen der Haut
Wie eine Frucht aus Muskeln
So neu, so unvertraut

Dann endlich bricht mein Leben
Dann endlich geht der Schmerz
Als ich vor ihm zu Boden falle
Schlägt zum letzten Mal das Herz

Doch der Tod währt nur den Augenblick
Ein neues Licht entflammt
Das neue Zeitalter beginnt
Das alte ist verbrannt

Und ein Schrei begrüßt mein Sein
Ein Schrei, in Dunkelheit
Alle Farben sind aus ihr gelöscht
Er hat sie umgebracht...

Der Fleischmond steht am Himmelszelt
Er grüßt sein neues Kind
Das Leben in der Schattenwelt
Farbenfinsternis beginnt...

Dann zieh' ich in die Welt hinaus
Verbreite seine Religion
Er ist dabei ganz tief in mir
Mein Körper ist sein Thron

Ganz langsam stirbt die Menschheit aus
Eine neue Rasse auserkoren
Die Welt erstirbt in kalten Farben
(Und) wird ohne sie geboren

Ich werde der Staub sein im neuen Reich...
Denkt an mich, wenn ihr zu den Sternen seht...

Mir ist kalt...

Abglanz vom Licht

Wenn der helle Tag sich in deinen Augen bricht
Doch sein Schein berìhrt dich nicht
Ich seh die Schatten auf deinem Gesicht
1000 Narben in den Zìgen eingegraben
Als Abglanz vom Licht...

Da war niemand mehr, der zu dir spricht
Sie sind alle schon fort
Wohin sie gegangen, weiŸt du nicht
Nur ihr Fleisch blieb zurìck
Ihr Blut in deinen Augen trìbt die Sicht
Und ein weiterer Teil von dir zerbricht...

Doch manchmal ist da eine Stimme
Die aus dem Dunkel zu dir spricht
Du kennst ihren sanften Klang
Doch ihren Namen kennst du nicht

Du verstehst kaum, was sie sagen
Und irgendwann verstummt sie ganz
Das Schemen verschwand im Lichterglanz
Von deinen H¤nden tropft das dunkle - Rot...
Und du bleibst allein zurìck mit dem - Tod...

Von dem, was du tatest
Wendest du ab das Gesicht
Niemand soll dich so sehen
Hier, im Abglanz vom Licht...

Frìher war alles anders
Als die reale Welt noch von Bedeutung war
Als ein L¤cheln seinen Wert besaŸ
Und ein Funken W¤rme in dir weilte...

Frìher waren dort Menschen, die du liebtest
Du warst wie viele dort drauŸen
Doch dann am falschen Ort zur falschen Zeit
Du sahst hinter die Tore der Dunkelheit
Und dein Hirn schmolz wie Eis im Sonnenlicht

Die du liebtest, hast du l¤ngst umgebracht
Ihre Leben beendet in einer einzigen Nacht
Und keine Spur von Reue blieb zurìck
Jeglicher Form von Gefìhl bist du l¤ngs entrìckt

Irgendwann dort drauŸen traf ich dich
Und ich leckte das Blut von deinem Gesicht
Warum du mordest, interessiert mich nicht
Denn auch ich wandle - im Abglanz vom Licht...

 

Schwarze Rose

Denke zurück an die Zeit vor
70 Jahren
Als die Jugend deinen Geist bestimmte
Und jeder neue Tag voller Farben war
Deine Kraft war ungebrochen
Das ganze Leben lag vor dir...

Der Tod soweit entfernt im Niemandsland
Denke zurück an die Zeit vor 50 Jahren
Als dein Sohn im Kriege fiel
Leblos lag sein Leib gebettet
Gefallen für das Vaterland
Und ein Teil von dir ging mit ihm fort
Und kehrte nie zurück...

Denke zurück an die Zeit vor 7 Jahren
Als dein Weib dem Krebs verfiel
Sie starb in deinen Armen
in der letzen Stunde warst du bei ihr
Und ein weitrer Teil starb von dir...

Nun hat das Alter dich gebrochen
Rasselnd geht der Atem
Die Gicht hat dir verkrümmt die Glieder
Und wenig nützt dir noch das Augenlicht

Den Rücken hat der Schmerz geformt
Und welk ist deine Haut geworden
Den letzten Rest von Würde
Nahm man dir im Altersheim

Es ist erreicht, das Ende deines Lebens
Der Tod steht lächelnd neben dir
und nimmt dich leise bei der Hand
Du legst dich nieder auf den Boden
Ein letzter Atemzug noch bleibt
Dann erlischt die Flamme in den Augen
Und nur der Leib bleibt starr zurück...

Sie verbrennen deinen Körper
Bis nichts mehr von ihm bleibt
Im schwarzen Rauch des Schornsteins
Trägt dich der Nachtwind fort

Und nieder sinkt die kalte Asche
Auf nahen Wiesenboden
Eine Rose wächst daraus
So schwarz wie nur die Nacht

Ein Kind pflückt diese Rose
Und nimmt sie mit nach Hause
Sie steht dort auf der Fensterbank
In hellstem Sonnenglanz

Doch welken bald schon ihre Blätter
Und fallen sacht zu Boden
Die Mutter kehrt sie still zusammen
Und wirft sie lächelnd auf den Müll...

Die schwarze Rose ist verblüht...

Endzeit

Und am Himmel bilden sich schwarze Wolken
Der hellichte Tag wandelt sich zur Nacht
Die Temperatur sturzt unaufhaltsam
dem Gefrierpunkt entgegen...

Die Schwule des Sommers getilgt
von eisiger Kalte
Sturm zieht auf und das Land erzittert
Vor den Boten der nahenden
Apokalypse...

Dann...setzt der Regen ein
Wie ein Sturzbach offnet der Himmel seine Pforten...
Doch am Boden wandelt sich das Wasser
langsam zu Eis...

Und bedeckt das Land unter einer
Schicht aus Kalte
...und alles, was noch atmet
Droht zu ersticken...

Dies...ist...das Ende...

...Und zu guter letzt !

Dat iss von meiner Schwester :)

 Schattenkind

Auf ewig verbannt,
Nacht nahm nun sein Schicksal in die Hand.

Stets und stets,
Schritt für Schritt
ward Düsternis
auf allen Wegen,
die es beschritt.

Kalt und kälter
wurd sein Herz,
bis es ward
aus klarem Eis.

Kein Funke vermag es jetzt noch zu entzünden,
zu lange die Zeit,
da es in Finsternis verweilt.

Tränen gibt es lang schon nicht,
doch auch kein Lächeln
ziert mehr sein Gesicht.

Tot und doch lebendiger denn je.
Erwacht, wenn Tag sich vor der Nacht verneigt,
wenn Licht vor Dunkelheit entflieht.

Schattenkind,
so ward es genannt,
von jenen,
die es einst verbannt.

Its lange her,
als ich es gekannt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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